Hervorragender Deutsch-Chinesisch-Übersetzer

Burkhard Risse: Von Begeisterung für Chinesisch zum Einsatz für Kulturaustausch Exklusiv

04.04.2023

von Ren Bin, Beijing

Am Montag, den 3. April, fand in Beijing der Kongress des Chinesischen Übersetzerverbandes 2023 statt. Der Preis „Hervorragender ausländischer Übersetzer für Werke in chinesischer Sprache“ ging unter anderem an den deutschen Übersetzer und Lektor Burkhard Risse vom Verlag für fremdsprachige Literatur. Der 49-Jährige hat sich um die Übersetzung und Herausgabe der deutschen Ausgabe von „Xi Jinping: China regieren“ sowie von Weißbüchern verschiedener chinesischer Regierungsstellen verdient gemacht. Zu seinen Werken gehören auch Übersetzungen zu kulturellen Themen. Im Anschluss an den Kongress führte China.org.cn ein Interview mit dem Preisträger, der sich besonders für die chinesische Sprache und das Übersetzen begeistert.


China.org.cn: Herr Risse, ich gratuliere Ihnen zur Verleihung des Preises „Hervorragender ausländischer Übersetzer für Werke in chinesischer Sprache“. Was halten Sie von dem Titel?

Burkhard Risse: Dieser Titel ist eine gute Motivation für Nachwuchsübersetzer, größere Beiträge zur Vermittlung des modernen China zu leisten. Das zeigt auch, dass China über eine sehr gute „Infrastruktur“ für Übersetzung verfügt, wie den Verlag für fremdsprachige Literatur oder den Übersetzerverband, die die Übersetzungsprojekte fördern.

Wenn man von „Herausragenden ausländischen Übersetzerinnen oder Übersetzern“ spricht, denke ich aber vor allem an Eva Schestag, die 6 Jahre an der ersten Komplettübersetzung von „Die Drei Reiche“ (2017) gearbeitet hat, oder Eva Lüdi Kong, die „Die Reise in den Westen“ (2016) im Laufe von 14 Jahren übersetzt hat. Aber so erfreulich es ist, dass neuere Übersetzungen von Klassikern erscheinen, so wichtig ist es auch, dass das moderne China stärker bekannt gemacht wird. Dafür habe ich bisher einen bescheidenen Beitrag geleistet.

Können Sie bitte kurz erzählen, wie Sie zur chinesischen Sprache und zum Übersetzen vom Chinesischen ins Deutsche gekommen sind?

Schon in der Schulzeit habe ich mich besonders für Fremdsprachen begeistert. Früh war mir klar, dass ich ein Fremdsprachenstudium absolvieren wollte und war besonders von geheimnisvollen, fremden Schriftsystemen fasziniert, am meisten von den chinesischen Schriftzeichen. Diese haben Jahrtausende überdauert und sind wie ein Fenster in frühere Epochen.

Außerdem konnte ich mir damit einen anderen, ganz eigenen und bedeutenden Teil der Weltkultur erschließen, der in den Bildungssystemen und Medien der westlichen Länder oft übersehen oder wegen der Schwierigkeiten der Sprache übergangen wird. Die philosophischen Denkschulen des Alten China sind unergründlich und können eine ganze Forschungslaufbahn ausfüllen.

An der Ruhr-Universität Bochum habe ich einige Zeit als Assistent am Richard-Wilhelm-Übersetzungszentrum gearbeitet und hunderte von Literatur-Übersetzungen aus dem Chinesischen ins Deutsche katalogisiert. Die vielen Beispiele berühmter Literaturübersetzungen haben mich besonders begeistert. Nach jahrelanger Tätigkeit als Sprachlehrer habe ich mich schließlich für Chinesisch-Deutsch-Übersetzung entschieden, weil ich der Meinung war, dass ich als Übersetzer einen größeren Beitrag für den Kulturaustausch leisten kann.

Wie ist es Ihnen gelungen, Ihre Sprachkenntnisse und Übersetzungsfähigkeiten kontinuierlich zu verbessern?

Schon bevor ich meine Stelle als Übersetzer beim Verlag für fremdsprachige Literatur in Beijing angetreten habe, hatte ich die Gewohnheit gepflegt, zur Verbesserung meiner Sprachkenntnisse zwei- oder mehrsprachige Veröffentlichungen zu studieren, z.B. die Weißbücher des Verlags oder dieselben Berichte von China.org.cn oder Radio China International in verschiedenen Sprachversionen. Seit ich die Stelle angetreten habe, muss ich für neue Begriffe durch intensive Recherche selbst eine passende deutsche Übersetzung erarbeiten.

Auch in meiner Freizeit ist das vergleichende Lesen die wichtigste Beschäftigung. Ich mag chinesische Gesellschaftsromane und Familiensagen, aber am interessantesten ist Science-Fiction, wie z. B. „Die drei Sonnen“ und „Die wandernde Erde“ von Liu Cixin, die auch Chinas neue Rolle als Weltraumnation widerspiegeln.

Nicht so spannend wie Science-Fiction, aber unentbehrlich sind Fernsehserien über das alltägliche Leben der Chinesen, um über die neuesten Trends auf dem Laufenden zu sein.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Burkhard Risse,Deutsch-Chinesisch-Übersetzer