Hervorragender Deutsch-Chinesisch-Übersetzer

Burkhard Risse: Von Begeisterung für Chinesisch zum Einsatz für Kulturaustausch Exklusiv

04.04.2023

Sie haben an der Übersetzung und Überarbeitung von politischen Werken mitgewirkt. Was sind Ihrer Meinung nach die Besonderheiten und Schwierigkeiten beim Übersetzen politischer Literatur?

Politische Erklärungen und Fachtexte sind oft sehr abstrakt und die ausländischen Leser können sich nicht vorstellen, was politische Entscheidungen konkret für die einfachen Menschen bedeuten.

Was chinesische politische Reden angeht, stößt man bei der Übersetzung oft auf Bandwurmsätze, die bei einer direkten Übersetzung noch länger und unverständlicher würden, da das Deutsche längere Satzkonstruktionen benötigt und manche komprimierten Fachbegriffe genauer erklärt werden müssen, sofern keine Anmerkungen vorgesehen sind. Begriffe wie das „Vierfache Bewusstsein“ oder das „Vierfache Selbstvertrauen“ müssen z.B. oft zusätzlich erläutert werden.

Welche Veränderungen in der chinesischen Politik haben Sie durch Ihre Übersetzungsarbeit festgestellt und welche Politiken sind Ihrer Meinung nach konstant geblieben? Könnten Sie vielleicht ein oder zwei Beispiele anführen, um Ihre Meinung zu verdeutlichen?

Konstant ist zum Beispiel das Prinzip, dass die Kommunistische Partei Chinas (KP Chinas) die Interessen des chinesischen Volkes bündelt und die Politik im Interesse des größtmöglichen Teils der Bevölkerung umsetzt. Beispiele für das hohe Mobilisierungspotenzial der KP Chinas findet man sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Während der Covid-19-Pandemie konnte man sehr gut sehen, wie die KP Chinas das ganze Land über einen effizienten Verwaltungsapparat zur Umsetzung einer bestimmten Politik mobilisieren konnte. Im Gegensatz dazu betreibt Deutschland manchmal eine recht ineffiziente Politik, weil sich die verschiedenen Bundesländer nicht einigen können.

Gleichzeitig stellt China immer wieder neue Konzepte vor und hat Großprojekte ins Leben gerufen, wie z.B. die „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ oder die „Neue Seidenstraßen-Initiative“. China spielt auf der Weltbühne eine immer größere Rolle. Beispielsweise gründet China eigene Institutionen mit internationalem Einfluss, wie die Asian Infrastructure Investment Bank.

Haben Sie diesbezüglich Fehlinterpretationen in der westlichen Welt beobachtet?

Ja, viele Menschen im Westen können sich vielleicht nicht vorstellen, dass China eine globale Strategie hat, die der gesamten Weltgemeinschaft nützen könnte. Man misstraut China, weil man annimmt, dass China in erster Linie seine eigenen nationalen Interessen verfolgt, genau wie die USA oder andere Großmächte. Das liegt vor allem daran, dass man noch in den Kategorien des Kalten Krieges und Nullsummenspiels denkt.

Ein weiterer Grund ist die unterschiedlich große kulturelle und sprachliche Distanz. Durch die leichte Erlernbarkeit der englischen Sprache und die Macht der amerikanischen Kulturindustrie rezipieren die Menschen in der westlichen Welt, wie z.B. die Deutschen, in großem Umfang amerikanische Kulturprodukte, selbst wenn diese von minderer Qualität sind. Viele hochwertige chinesische Kulturerzeugnisse bleiben hingegen den Deutschen verschlossen. Der Zugang zu China kann nur über viele Hürden erfolgen.

Sie haben bereits in den 1990er Jahren in China studiert. 2012 sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt. Seit 2020 arbeiten Sie wieder in Beijing, im Verlag für Fremdsprachige Literatur. Wie hat sich China Ihrer eigenen Meinung nach in den letzten Jahren verändert?

Chinesische Großstädte verfügen über hervorragende U-Bahnnetze, Logistikketten und digitale Dienstleistungsangebote, die das tägliche Leben erheblich erleichtern. In Bezug auf den digitalen Zahlungsverkehr kann man sagen, dass sich die chinesische Entwicklung auf der Überholspur befindet. Unter anderem wurden zahlreiche Testzonen für neue Technologien eingerichtet. Erfreulicherweise hat sich auch die Luftqualität in den letzten Jahren stark verbessert.

Herr Risse, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Burkhard Risse,Deutsch-Chinesisch-Übersetzer