Selbstsabotage
Missbrauch von Exportkontrollen untergräbt US-Wettbewerbsfähigkeit
Die Trump-Administration will Chinas Zugang zu US-Chips weiter erschweren, indem sie Exportkontrollen in Handelsabkommen mit anderen Ländern und Unternehmen einbaut. Diese Maßnahme könnte jedoch auch die US-Exporte selbst schwächen.
US-Handelsminister Howard Lutnick erklärte am Dienstag, die Trump-Regierung habe Unternehmen und ausländische Regierungen um Unterstützung gebeten, um zu verhindern, dass China US-Chips erhalte. Demnach werde die US-Regierung versuchen, Exportkontrollen in Handelsabkommen einzubauen, berichtete Reuters.
In den letzten Jahren wurden die Exportkontrollmaßnahmen der USA zunehmend kritisiert. So berichtete Reuters bereits am 13. Januar, dass die US-Regierung den Export von Chips und Technologien für künstliche Intelligenz (KI) weiter eingeschränkt habe. Ein historischer Rückblick zeigt jedoch, welche Strategie für US-Hersteller eigentlich vernünftig wäre: Zwar verfügte das verarbeitende Gewerbe in den USA lange Zeit über eine robuste Grundlage doch seit den 1980er Jahren kam es zu einem Abschwung, der vor allem arbeitsintensive Branchen schwächte. Gleichzeitig blieb die Forschungs- und Entwicklungskapazität, vor allem in wissensintensiven Bereichen der Produktionskette, erhalten und sicherte in diesen Segmenten oft Wettbewerbsvorteile.
Diese Entwicklungen beeinflussen nachhaltig die Exportstruktur der US-Industrie. Aufgrund hoher Arbeitskosten ist es für die USA schwierig, als führender Exporteur arbeitsintensiver Produkte wie Spielzeug aufzutreten. Stattdessen liegen ihre Stärken in Sektoren mit mittlerer bis hoher Wertschöpfung und fortschrittlicher Technologie – etwa im Fahrzeugbau, bei Autoteilen und in der Halbleiterproduktion. Schwellenländer wie China erzielen in diesen Bereichen rasche Fortschritte, insbesondere bei Komponenten für Elektrofahrzeuge und Batterien, was zu einem intensiven globalen Wettbewerb führt. Um ihren Wettbewerbsvorteil zu erhalten, müssten die USA ihre Produktion weiter modernisieren und den Export hochmoderner Produkte ausbauen – ein Ansatz, der auf eine starke internationale Nachfrage stößt.
Statt diese Chancen zu nutzen, wurde in den USA jedoch das Konzept der nationalen Sicherheit überbetont und Exportkontrollen missbraucht. Diese Politik hat die eigenen Exporte, gerade in Sektoren mit bestehendem Wettbewerbsvorteil, eingeschränkt. Das Warenhandelsdefizit der USA habe im vergangenen Jahr mit 1,2 Billionen US-Dollar einen Rekordwert erreicht, berichtete die New York Times. Dazu trug auch der Ansturm amerikanischer Verbraucher auf billige Importwaren bei, was teilweise auf die starke US-Währung zurückzuführen ist. Anstelle von protektionistischen Maßnahmen und massiven Importzöllen, die auch negative Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft haben, wäre es sinnvoller, die Wettbewerbsvorteile der US-Exporte auszubauen, um das Handelsungleichgewicht zu verringern.
Lutnicks jüngste Äußerungen deuten jedoch darauf hin, dass die missbräuchliche Anwendung von Exportkontrollen fortgesetzt und durch deren Verankerung in Handelsabkommen sogar institutionalisiert werden soll. Dieser Ansatz könnte dazu führen, dass hochwertige US-Chips weiter an Marktanteile verlieren, Lücken auf dem Weltmarkt entstehen und globale Lieferketten gestört werden. Gleichzeitig bietet das Szenario anderen Ländern, unter ihnen China, neue Chancen. Sie beschleunigen den Aufbau ihrer Halbleiterindustrien und streben den Einstieg in die High-End-Chipproduktion an. Der Rückgang des Marktanteils für US-Chips infolge der restriktiven Exportkontrollen könnte die globalen Chiphersteller dazu anspornen, sich verstärkt in Richtung fortschrittlicherer Technologien zu entwickeln.