Astronomische Kalenderberechnung
Die tibetische astronomische Kalenderberechnung übernahm die Methoden der Kalenderberechnung des Landesinneren und Indiens. Sie hat eine Geschichte von fast eintausend Jahren, trägt deutliches tibetisches Gepräge und ist ein wichtiger Bestandteil des tibetischen immateriellen Kulturerbes. Die Berechnung erfolgt auf der Grundlage der Bewegung der Sonne, des Mondes und der Sterne und kann in präziser Weise Sonnenfinsternisse und Mondfinsternisse vorhersagen und die vier Jahreszeiten genau bestimmen. Außerdem gibt der tibetische Kalender noch Empflehlungen für günstige Termine für die Arbeit der Bauern und Hirten an verschiedenen Orten sowie zum Sammeln von Heilkräutern; Wetterlagen und Naturkatastrophen werden vorausgesagt. In Produktion und Alltagsleben orientieren sich die tibetischen Bauern und Hirten hauptsächlich am tibetischen Kalender. Heute hat nicht nur ein gewöhnlicher Haushalt einen tibetischen Kalender, sondern auch die Wetterstation berücksichtigt ihn bei der Erstellung des Wetterberichts. Die Massenmedien in Tibet geben gleichzeitig zwei Wetterberichte bekannt, den einen von der meteorologischen Station und den anderen nach dem tibetischen Kalender.
Seit 1916 wird in Tibet jedes Jahr ein tibetischer Kalender mit einer jährlichen Auflage von über 100 000 Exemplaren herausgegeben. Er wird außer in Tibet noch in den anderen von Tibetern bewohnten Gebieten in den Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan sowie in Ländern wie Indien, Nepal und Bhutan verkauft.
1981 wurde die Sektion für die Kalenderberechnung des Krankenhauses für Tibetische Medizin des Autonomen Gebiets Tibet offiziell zum Foschungsinstitut für Astronomische Kalenderberechnung ausgebaut, das sich auf die Erstellung des tibetischen Kalenders spezialisiert hat. Im gleichen Jahr wurde der Wissenschaftliche Verein für Astronomische Kalenderberechnung des Autonomen Gebiets Tibet gegründet. Diese Institution sammelt jedes Jahr nicht nur phänologische Daten, erschließt und bearbeitet das Kulturerbe der traditionellen tibetischen Kalenderberechnung, sondern führt auch die Untersuchungen in den Agrar- und Viehzuchtgebieten durch, um meteorologische und geographische Veränderungen zu beobachten und die Genauigkeit des bereits veröffentlichten tibetischen Kalenders nachzuprüfen und die notwendige Abstimmung verschiedener Vorhersagen vorzunehmen. Dadurch werden die Wissenschaftlichkeit, die Genauigkeit und fachliche Autorität des tibetischen Kalenders ständig erhöht. Der Wissenschaftliche Verein für Astronomische Kalenderberechnung tagt jedes Jahr einmal. Im September 2004 wurden in Lhasa die 4. Tagung des Wissenschaftlichen Vereins für Astronomische Kalenderberechnung und das Symposium über die Geschichte der tibetischen Kalenderberechnung zusammen abgehalten. Zu dieser Veranstaltung sind über 40 Experten auf dem Gebiet der tibetischen Kalenderberechnung und Mitarbeiter aus den Volksmassen für die astronomische Kalenderberechnung aus verschiedenen Gegenden Tibets, Qinghai und Sichuan erschienen.
2005 stellte die Regierung des Autonomen Gebiets Tibet für die Bearbeitung und Herausgabe astronomischer Altschriften im Jahr 2006 und im Jahr 2007 400 000 Yuan bereit und fasste den Beschluss, vom Jahr 2006 an jedes Jahr noch zusätzliche 100 000 Yuan als Sonderfördermittel für Erforschung, Bearbeitung alter Schriften, den akademischen Austausch und die Erstellung tibetischer Kalender zur Verfügung zu stellen.
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