Arzt aus Beijing zu Chinas Kampf gegen Coronavirus

Einsatz der Bürger und Maßnahmen der Regierung haben zum Erfolg geführt Exklusiv

23.03.2020

Die offiziellen Ansteckungszahlen in China sind gesunken, das Alltagsleben hat sich verbessert. In Deutschland und in anderen Ländern in Europa haben die Behörden hingegen aufgrund steigender Fallzahlen das öffentliche Leben stark eingeschränkt, inklusive Schulschließungen und Ausgangssperren. Welchen Rat würden Sie, nach dem, was Sie in China über Covid-19 gelernt haben, den deutschen Behörden geben?

 

Es ist schwer bis unmöglich die Komplexität dieser Situation aus mehreren tausend Kilometern Entfernung richtig einzuschätzen. Maßnahmen wie SocialDistancing, die derzeit in ganz Europa gesetzt werden, sind dazu geeignet, die Ausbreitung des Krankheitserregers einzubremsen.

 

Dazu sollte auch ein ausreichendes ContactTracing erfolgen, also das Ausfindigmachen von Kontaktpersonen von Positiv-Getesteten, welches das Vorhandensein einer genügend großen Anzahl an Testkits voraussetzt. Auf den Schutz von Risikopopulationen, wie Alte und Kranke, muss besonders Wert gelegt werden, diese sollten möglichst abgeschirmt werden. Das schließt auch den Kontakt mit jüngeren Familienmitgliedern mit ein.

 

Es ist Zeit, dass wir, die ein funktionierendes, öffentliches Gesundheitswesen gewohnt sind, die Bedeutung eines frei zugänglichen und gut ausgestatteten Systems wahrnehmen und schätzen.


Das Team von Emanuel Luttersdorfer (2. v. l. der 1. Reihe) in Beijing

 

Was raten Sie den vielen Menschen, die derzeit unter starken Einschränkungen leben müssen, das heißt soziale Kontakte reduzieren, auf Kultur- und Sportveranstaltungen verzichten, von zu Hause aus arbeiten?

 

In solchen Situationen ist das Schaffen von täglichen Routinen sehr hilfreich. Diese helfen, den Betroffenen gewissermaßen ein Gerüst zu konstruieren, an dem sie sich orientieren können. Denjenigen, die aus irgendeinem Grund in einer Quarantänesituation enden, rate ich des Weiteren dazu, ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Die Möglichkeiten dazu sind heutzutage mannigfaltig und der Umstand, dass weltweit Leute sich in ganz ähnlichen Situationen befinden, sollte dabei hilfreich sein.

 

Ein großes Augenmerk gilt der körperlichen Fitness. Tägliche Trainingseinheiten – es gibt eine Vielzahl an Übungen, die kein Vorhandensein von Gerätschaften voraussetzen und die ohne großen Aufwand zuhause durchgeführt werden können – üben einen bewiesenermaßen positiven Einfluss auf das körperliche und geistige Wohlbefinden aus.

 

Wenn ich mit Patienten hier in China über Telearbeit spreche, bekomme ich oft den Eindruck vermittelt, dass die zeitliche Strukturierung des Arbeitsalltages im häuslichen Umfeld nicht immer einfach möglich ist. Vielen fällt es schwer, Arbeit und Privatleben zuhause voneinander zu trennen. Hier hilft wiederum die bereits erwähnte tägliche Routine und das Festhalten an einem vorher zurecht gelegen Rahmenwerk. Gut für die Seele ist es auch sich zu vergegenwärtigen, dass, wie unangenehm und schlimm die Situation sich derzeit auch immer darstellen möge, sie doch ein Ende haben wird. Kein Hedonismus ohne Askese.


Generell muss aber noch viel Licht ins Dunkel gebracht werden. Diese Situation stellt den Erfindungsgeist und die Anpassungsfähigkeit der Menschheit ein weiteres Mal auf die Probe. Den Blick in die Vergangenheit richtend, bin ich voller Zuversicht, dass wir auch diese Aufgabe meistern werden.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China,Beijing,Coronavirus,Arzt,Maßnahmen