Erfahrener deutscher Arzt und Wissenschaftler
Traditionelle chinesische Medizin hilft bei COVID-19 Exklusiv
Von Elke Lütke-Entrup
Der deutsche Arzt Prof. Dr. med. Carl-Hermann Hempen, Honorarprofessor für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an der Technischen Universität München, hat mit China.org.cn über die Wirksamkeit von chinesischen Heilkräutern bei COVID-19 gesprochen.
Prof. Dr. med. Carl-Hermann Hempen
China.org.cn: Wie beschreibt TCM die COVID-19-Erkrankung?
Carl-Hermann Hempen: COVID-19 ist eine Viruserkrankung und beruht aus Sicht der TCM auf einer Ansammlung von „Feuchtigkeit“ (shi), „Schleim“ (tan), „Hitze“ (re) und „Toxischem“ (du), die je nach Krankheitsbild auslösende Faktoren für diese pandemische Erkrankung sind.
Welche Missverständnisse gegenüber TCM begegnen Ihnen häufig?
Uns begegnen hier in Deutschland vor allem Vorurteile, Unwissenheit bis hin zur Ignoranz. Es findet noch nicht einmal ein Gespräch über den Nutzen von TCM bei COVID-19 statt. Es wird von vornherein gesagt, dass bei einer Infektion mit dem Coronavirus eigentlich nichts hilft und man auf die Entwicklung eines Impfstoffes warten soll.
Seit dem 3. März 2020 gibt es das vom WHO-China-Office ins Englische übersetzte – seither weltweit online zugängliche – offizielle Corona-Therapieprotokoll aus China, welches detailliert die Therapiemodalitäten mit westlicher Medizin und mit TCM beschreibt. Es heißt: „Neuer Diagnose- und Behandlungsplan für Coronavirus-Lungenentzündung Version 7“. Dieser ist in China ein verpflichtender Therapiebestandteil jedes Corona-Erkrankten. Daher ist es unverständlich, warum in den Diskussionsrunden, die seit Wochen im Fernsehen ausgestrahlt werden, Virologen, Epidemiologen, Ökonomen und Politiker sitzen, aber kein kenntnisreicher TCM-Arzt.
Wie kann TCM dazu beitragen, die Corona-Pandemie zu bekämpfen?
Es gibt viele pflanzliche, klassische Rezepturen, die je nach Krankheitsbild auszuwählen sind. Das Nebenwirkungsprofil ist uns genau bekannt und bei allen Rezepturen für virale Infektionserkrankungen wie SARS, Vogelgrippe, Influenza und auch Corona (COVID-19) für den Patienten sehr gering oder gar nicht vorhanden.
Hervorzuheben dabei ist beispielsweise die Rezeptur: „Den Funktionskreis Lunge kühlendes und toxisches ausscheidendes Dekokt“ (Qingfei paidu tang 清肺排毒汤) von Prof. Zhang Boli, Präsident der Tianjin Universität für TCM.
Wir stützen uns unter anderem auf die Arbeiten von Prof. Zhang Boli, Prof. Liu Qingquan, Präsident des Beijinger Krankenhauses für TCM, und Prof. Wang Wei, Vizepräsident und Professor der Beijinger Universität für TCM, und arbeiten mit dem Pharmakologischen Institut der Universitäten Kunming und Dali in der Provinz Yunnan zusammen.
Welche Nebenwirkungen können diese Rezepturen verursachen?
Nebenwirkungen, genauer unerwünschte Wirkungen, gibt es bei jeder therapeutischen Maßnahme. Wir haben ja immer eine gezielte therapeutische Absicht, doch die wird nicht immer erfüllt. Konkret heißt dies, dass es zu Unverträglichkeit, Übelkeit und allergischen Reaktionen kommen kann.
Wie wurde diese Rezeptur, die gegen COVID-19 hilft, getestet?
Die TCM-Rezepturen wurden im Zeitraum von 21. Januar 2020 bis zum 23. März 2020 an mehr als 70.000 Patienten angewendet. Diese Patienten hatten unter anderem die Symptome: Fieber, Husten, Müdigkeit, Erschöpfung. Unter den bestätigten Fällen der neuen Coronavirus-Pneumonie in China wurde die chinesische Medizin bei 74.187 Menschen adjuvant eingesetzt, was 91,5 Prozent entspricht. Davon stammten 61.449 Personen, also 90,6 Prozent, aus der Provinz Hubei. Die klinische Beobachtung zeigt, dass die Gesamtwirkungsrate der chinesischen Medizin bei mehr als 90 Prozent liegt.
Die genannte Rezeptur, Qingfei paidu tang, wurde bis zum 12. April insgesamt 1262 Patienten verordnet, 1253 wurden genesen entlassen, was 99,28 Prozent entspricht. Darunter waren 57 Patienten mit schweren Verläufen.