Erfahrener deutscher Arzt und Wissenschaftler
Traditionelle chinesische Medizin hilft bei COVID-19 Exklusiv
Prof. Dr. med. Carl-Hermann Hempen
Hervorzuheben ist eine Arbeit aus:“Pharmacology and Clinics of Chinese Materia Medica (《中药药理与临床》), 1/2020“: Insgesamt 98 Patienten aus Sichuan mit diagnostizierter, durch das neuartige Coronavirus hervorgerufener Pneumonie wurden mit Qingfei paidu tang behandelt. Nach neun Tagen betrug die Gesamtwirkungsrate 92,09 Prozent; vollständig genesen waren 41,13 Prozent, deutliche Wirkung zeigte die Rezeptur bei 26,92 Prozent und eine leichte Verbesserung bei 24,04 Prozent.
Dennoch sei an dieser Stelle ausdrücklich angemerkt : Um eine statistisch valide Aussage über den Grad der Wirkung der einzelnen chinesischen Rezepturen und Komplexmittel geben zu können, ist zwingend eine Kontrollgruppe nötig. Am besten eine verblindete, also eine Anwendung, bei der die Versuchspersonen nicht wissen, ob sie der Experimental- oder der Kontrollgruppe angehören. Solche Arbeiten sind auf dem Wege. In jedem Falle sind alle bisherigen Daten und Erfahrungen mit TCM-Therapien für uns Ärzte nicht nur eine Ermutigung, sondern eine Aufforderung zum Handeln.
Wieso können Sie die Rezeptur nicht in Deutschland herstellen?
Es ist nicht ratsam und völlig unökonomisch, chinesische Rezepturen in Deutschland herzustellen. Die Produkte sind in China preiswerter und die Kenntnisse zur Herstellung besser. Die Preise wären hier viel zu hoch. Alle Unternehmen versuchen, in China produzieren zu lassen.
Wir verordnen eine individuelle Rezeptur je nach klinischem Befund, die in Apotheken aus Rohdrogen zusammengestellt wird. Die Erstellung setzt eine präzise TCM-Diagnose voraus, die nur von gut ausgebildeten TCM-Ärzten rezeptiert werden kann. Ergänzend können bestimmte bewährte Fertigrezepturen angewendet werden.
Kann diese Rezeptur auch bedenkenlos bei erkrankten Risikopatienten wie Diabetikern, Herz-Kreislauf- und Krebspatienten sowie jenen mit Bluthochdruck eingesetzt werden?
Bei ausreichender fachärztlicher Kontrolle sind uns keine nennenswerten Gegenanzeigen bekannt.
Welche TCM-Maßnahmen sind bei der Behandlung schwerer und kritischer COVID-19-Fälle wirksam und in der Praxis nachgewiesen?
Da können wir nur auf die großen Darstellungen der chinesischen Experten, wie von Prof. Zhang Boli, verweisen, weil hier noch die eigene Erfahrung fehlt. Bei der Behandlung kritisch kranker Patienten werden Rezepturen der TCM auch als Injektionen verwendet. Dieses scheidet im Westen alleine aus rechtlichen Gründen aus.
Ist TCM Ihrer Meinung nach ein Grund dafür, weshalb die Corona-Pandemie in China milde verlaufen ist?
Es ist auffallend, dass COVID-19 in China im Wesentlichen auf nur wenige Provinzen beschränkt blieb, während der Rest der Welt vom Coronavirus in verheerender Weise und über einen langen Zeitraum erfasst wurde.
Selbstverständlich müssen wir auf die Erfahrungen der chinesischen Ärzte vertrauen. Diese haben von Anfang an gesagt, dass Schutzmaßnahmen wie Quarantäne, und Atemmasken unstrittig sind und eine Betreuung mit der westlichen Medizin bis zur Intensivstation gegeben sein muss. Doch zusätzlich sollte von Anbeginn und parallel eine Behandlung mit den Therapiemöglichkeiten der TCM stattfinden.
In Deutschland gibt es leider bisher noch kein Grundverständnis hierfür und auch nicht genug TCM-Ärzte, die auf einem gehobenen Niveau ausgebildet wurden. Daran müssen wir in unserem Land zuerst arbeiten.
Zur Person:
Prof. Dr. med. Carl-Hermann Hempen ist Facharzt für Innere Medizin mit den Zusatzbezeichnungen: Chinesische Medizin, Akupunktur, Naturheilverfahren und Medizinische Informatik und besitzt mehr als 40 Jahre Erfahrung mit TCM. Er gilt als einer der renommiertesten TCM-Spezialisten in Deutschland. In München führt er eine eigene Praxis mit Schwerpunkt TCM und Akupunktur. Seit acht Jahren leitet er den Master-Studiengang TCM an der Technischen Universität München für Ärzte. Hempen ist Autor von zahlreichen Lehrbüchern zur TCM.