Interview mit einer Legende der deutschen Literaturübersetzung

Yang Wuneng: Ohne das Neue China hätte ich das nie erreichen können Exklusiv

24.11.2021

„Deutschland ist meine geistige Heimat“

 

Im Interview mit China.org.cn machte Yang klar: „Deutschland ist meine geistige Heimat." Seit Jahrzehnten übersetzt er nun schon nicht nur die Werke vieler berühmter deutscher Schriftsteller ins Chinesische, er forscht auch als Wissenschaftler zur deutschen klassischen Literatur und bringt sie dem chinesischen Publikum näher.

 

Einige Auflagen des von Yang Wuneng ins Chinesische übersetzten „Faust“ von Goethe. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Yang Wuneng)

 

Bereits in seinem Aufbaustudium wählte der Germanist „Goethe und China" als den Schwerpunkt seiner Forschung. Später veröffentlichte er Monographien wie „Goethe in China". 1999 erschien von ihm als Herausgeber passend zu Goethes 250. Geburtstag dann die vierzehnbändige Reihe „Goethes Gesammelte Werk" - das größte, systematischste und eindrucksvollste Ergebnis der damaligen Studien und Übersetzungen von Goethes Werken in China.

 

Yang merkte im Gespräch auch an, dass Goethe zwar nie einen direkten Kontakt zu China hatte, aber durch die Lektüre relevanter Bücher trotzdem in gewissem Maße von der chinesischen Kultur beeinflusst worden sei. Andersherum hätten sich Goethes Werke auch bis nach China verbreitet, was wiederum Auswirkungen auf die chinesische moderne Literatur hatte."

 

Neben Goethe forschte Yang auch über andere deutsche Schriftsteller wie Friedrich Schiller, Heinrich Heine, Thomas Mann oder Hermann Hesse. Für ihn stellt die literarische Übersetzung eine Art „statische Form der kulturellen Kommunikation“ dar. Neben seinen Übersetzungen und der wissenschaftlichen Forschung beschäftigt er sich aber auch mit „dynamischer Kommunikation“. 1982 wurde Yang nach Heidelberg eingeladen, um dort am Symposium der Goethe-Gesellschaft teilzunehmen. Im folgenden Jahr gewann er für sein Forschungsprojekt „Goethe in China" eine Postdoc-Stelle an der Humboldt-Universität und studierte anschließend lange Zeit in Deutschland.

 

Yang Wuneng (links) führt ein Interview mit dem WDR im Jahr 1985. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Yang Wuneng)

 

1985 veranstaltete die Sichuan International Studies University unter der Leitung von Yang das Symposium „Schiller und China“. Dies war damals das erste wirklich große internationale wissenschaftliche Seminar, das in China zu fremdsprachiger Literatur abgehalten wurde. Selbst der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl wurde darauf aufmerksam. Darüber hinaus traf Yang auch zweimal den deutschen Nobelpreisträger Günter Grass.

 

Yang Wuneng trifft sich mit Günter Grass im Europäischen Übersetzer-Kollegium im Jahr 2004. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Yang Wuneng)

 

Yang ist der Meinung, dass „der kulturelle Austausch in beide Richtungen erfolgen sollte, [Inhalte] sollten also nicht nur hereinkommen, sondern auch herausgehen." Derzeit fördert er mit dem Chongqing Research Center for International Exchange aktiv den wechselseitigen Austausch zwischen der chinesischen und den ausländischen Kulturen. Diese Plattform basiert auf den intellektuellen Ressourcen von Übersetzern und Wissenschaftlern, um fokussiert Forschungsarbeiten und Projekte im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit durchzuführen. In diesem Rahmen werden zum Beispiel mehrsprachige Übersetzungen veröffentlicht und herausragende Dramen im Ausland auf die Bühne gebracht. Auf diese Weise wird Chongqings lokale kulturelle „Soft Power“ gestärkt.

 

Yang Wuneng hält eine Rede bei der Eröffnung der Bashu Yiweng-Archiv in der Bibliothek Chongqing. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Yang Wuneng)

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Yang Wuneng,Literatur,Übersetzung,China,Goethe,