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Zhangjiakou: Vom Bollwerk Beijings zum Wintersportgebiet Exklusiv
Wie wird sich der Bezirk rund um Zhangjiakou durch die Olympischen Winterspiele 2022 entwickeln?
Im Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2022 und die nationale wie internationale Aufmerksamkeit sieht die Führung derStadt eine einmalige Chance, die künftige Entwicklung nachhaltig, umwelt- und menschengerecht zu gestalten. Der Slogan lautet: „Die Winterolympiade wird Zhangjiakou wieder auf die Weltkarte zurückführen.“
Der Ausbau des Autobahnnetzes, darunter auch der im Volksmund gebrauchte Begriff „Siebter Ring Beijings“, sowie die Fertigstellung einer Bahnverbindung für Hochgeschwindigkeitszüge verkürzt die Fahrzeit zwischen Zhangjiakou und dem Zusammenschluss Beijing-Tianjin-Hebei zeitlich um 75 Prozent. Das ist nicht nur gut für Pendler aus Beijing, sondern auch für ausgebildete Arbeitskräfte, die in Zhangjiakou Fuß fassen und in den dort entstehenden Instituten zur Forschung und Entwicklung, Zweigstellen von Universitäten und in Hochtechnologiebranchen arbeiten wollen. Die Dynamik bei der Akquisition derartiger Industrie und Dienstleistungen nimmt zu.
Weitere Schwerpunkte der Wirtschaftsentwicklung sind die Ökologisierung der Bergbau- und Maschinenbauindustrie, die Nutzung der reichen Sonnen- und Windressourcen sowie der Aufbau von Chinas größtem Wasserstoffcluster. Zudem verfügt die Stadt bereits über eine ökologische Agrarwirtschaft und ist eine der wichtigen Weinproduzenten Chinas.
Wie wichtig ist der Wintersport für die Gegend?
Das Wanlong Ski Resort im Bezirk Chongli, ein Vorort von Zhangjiakou
China ist kein Ort mit wintersportlicher Tradition. In der Förderung von Winteraktivitäten sieht die Zentralregierung jedoch ein großes und für die Region Zhangjiakou vielleicht das größte Entwicklungspotential. Heute nehmen zirka elf Millionen Chinesen an Winteraktivitäten teil. In Zhangjiakou hat das Einkommen armer Menschen bereits erheblich zugenommen. Ohne Zeitlimit strebt die Regierung daher das Ziel an, 300 Millionen Chinesen an Winteraktivitäten heranzuführen. Davon profitieren Regionen im Nordosten Chinas, das Altay-Gebiet im Westen und Zhangjiakou.
Wo hat Zhangjiakou Ihrer Meinung nach noch weiteres touristisches Entwicklungspotential?
Das Potential an touristischen Attraktionen ist in Zhangjiakou neben Wintersport, Wein und einer Vorgartenstadt von Beijing groß und bislang nur wenig ausgebaut.
Es gibt zahlreiche Mauerruinen mit Militärbefestigungen und Wehrburgen. Darunter stammen einige noch aus der Zeit vor der großen Mauer und bringen uns mit imponierenden Erdwällen noch nach 6000 Jahren zum Erstaunen. Hier sollen mythologische Schlachten zwischen den Gründern der chinesischen Nation gefochten worden sein.
Zudem gibt es archäologischen Funde hominider Kultur von vor zwei Millionen Jahren, die bislang ältesten in China.
Ein Blick ins 2019 fertiggestellte Terminal des Bahnhofs Zhangjiakou
Marco Polo soll durch Zhangjiakou um den damaligen Kaiser Kublai Khan in der „oberen Hauptstadt“ Shangdu – heute Innere Mongolei zu treffen gezogen sein. Die Ruinen der „mittleren Hauptstadt“ Zhongdu liegen im Grasland nördlich von Zhangjiakou, 1200 Meter höher als Beijing über dem Meeresspiegel.
Zhangjiakou ist voll von verschiedenartiger Volkskultur, im Kulinarischen oder in Feierlichkeiten. Im Grasland, das zum Wohnen in Jurten und Reitausflügen einlädt, finden Musikfeste statt. Zum Chinesischen Neujahr sieht man vielerorts verkleidete Dorfbewohner, die auf Holzstelzen den chinesischen Klassiker „Reise in den Westen“ nachahmen.
Zur Person:
Dr. Peter Kreutzberger hat 20 Jahre Berufserfahrung als Förderer der deutsch-chinesischen Handels- und Investitionsbeziehungen und war zuletzt (ab 2015) deutscher Generalkonsul in Shenyang. Im Ruhestand seit 2018 ist er bei ESMEA (European Small and Medium Sized Enterprises‘ Association) President China Affairs.