Robert Fitzthum
China hat immer die Menschen im Auge Exklusiv
von Wang Xuemei
Während der mehr als 40 Jahre der Reform- und Öffnungspolitik hat der österreichische Schriftsteller Robert Fitzthum China nie aus den Augen verloren. Von seinem ersten Besuch in China im Jahr 1979 über seinen zweiten Besuch in Beijing und Shanghaiim Jahr 2005 bis hin zu seiner dauerhaften Niederlassung in der Stadt Nanning im Jahr 2013 hat Fitzthum Chinas rasante Entwicklung und die tiefgreifenden Veränderungen im Leben der Menschen nicht nur stets beobachtet, sondern größtenteils sogar persönlich miterlebt.
Im Dezember 2021 erschien sein Buch „Erfolgreiches China" auf Chinesisch und Deutsch. Zu diesem Anlass führte China.org.cn kürzlich ein Interview mit dem Autor, in dem dieser über die Veränderungen in China aus der Sicht eines ausländischen Schriftstellers sprach.
China.org.cn: Was hat Sie damals dazu bewogen, sich in China niederzulassen? Ist Nanning für Sie eine angenehme Stadt zum Leben?
Robert Fitzthum: Ich war seit meiner Studienzeit sehr an China interessiert, sowohl politisch als auch später kulturell. Ich war 1979 das erste Mal in China und habe den hohen Entwicklungsbedarf in vielen Bereichen, wie Infrastruktur, Landwirtschaft, Fabriken bemerkt. Erst 2005 kam ich wieder als Teil einer österreichischen Management Consultant Delegation nach Beijing und Shanghai. Ich beschloss danach Chinesisch zu lernen, da ich von Land und Leuten wieder fasziniert war, vor allem von den schnellen Veränderungen. Sobald es meine finanziellen Möglichkeiten zuließen, habe ich mich dann entschlossen mit meiner chinesischen Frau von Wien nach China zu übersiedeln um das Land besser kennenzulernen. Wir wählten Nanning in der Autonomen Region Guangxi der Zhuang, da meine Frau aus Nanning stammt. Wir waren vor der Pandemie viel auf Reisen in China und Südostasien. Nanning ist dafür ein guter Ausgangspunkt, da es überallhin mit Flügen vernetzt ist. Nanning ist in einer subtropischen Klimazone, es ist wärmer als in Nordchina, was sehr angenehm ist. Durch die vorhandene Feuchtigkeit ist Nanning sehr grün, es gibt viele Alleen und wunderschöne große Parkanlagen, die in den letzten Jahren besonders gepflegt und ausgebaut wurden.
Welche Veränderungen im Vergleich zum Leben in China vor 10 Jahren haben Sieam meisten beeindruckt?
Als ich das erste Mal 2007 nach Nanning kam, gab es am Rande der Autobahn vom Flughafen in die Stadt kaum Wohnhäuser. Abgesehen davon, dass inzwischen ein zweites Flughafenterminal eröffnet wurde, schossen links und rechts der Autobahn viele neue Wohnhochhäuser aus dem Boden. 2007 gab es sehr wenig Verkehr. Die Verkehrsregeln wurden sehr „liberal“ gehandhabt, Verkehrspolizei war kaum sichtbar. Die LKWs, die beim Anfahren an der Kreuzung lange Rußfahnen hinter sich herzogen, gibt es heute nicht mehr. Aber wie überall in China nimmt auch in Nanning der Verkehr jährlich zu. Nanning hat seit Langem ein ausgezeichnetes Busnetz, billig und verlässlich. Die Busse hatten bis ca. 2013 einen Nachteil: Sie waren nicht klimatisiert. Bei 35 °C im Bus war die Fahrt schweißtreibend und erschöpfend. Aber ab 2013 begann die Ära der klimatisierten Busse, ein großer Fortschritt für die Menschen.
Das moderne Nanning bei Nacht (Foto mit freundlicher Genehmigung von Robert Fitzthum)
Eine der größten Errungenschaften im täglichen Leben sind die Handy-basierten elektronischen Zahlungssysteme in Geschäften. Man scannt einen Code und bezahlt über WeChat oder Alipay in einigen Sekunden. Das war für mich sehr beeindruckend, wie rasch sich diese Systeme in den Alltag der Menschen integriert haben. Sehr praktisch sind auch die eCommerce Applikationen, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. Man bekommt einen großen Markt- und Preisüberblick und bis ins entlegenste Dorf kann man alles kaufen, was der nationale und internationale Markt so anbietet.