Wandel der Städtepartnerschaft
Vom Bevölkerungstreff zur strategischen Beziehung Exklusiv
Von Elke Lütke-Entrup
Prof. Dr. Gerd Schwandner spricht aus Erfahrung, wenn es um Städtepartnerschaften mit China geht. Als Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg in den Jahren 2006 bis 2014 hat er die Städtepartnerschaft Oldenburg-Xi´an ins Leben gerufen. Zusammen mit dem Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Rainer Lisowski hat er außerdem das Buch: Nach China!: Beziehungen deutscher Städte in die Volksrepublik verfasst. Im Interview mit China.org.cn reflektiert er über den Wert von Städtepartnerschaften in der heutigen Zeit.
China.org.cn: Wie kamen Sie als Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg auf die Idee, eine Partnerschaft mit Xi´an zu gründen?
Prof. Dr. Gerd Schwandner: Wir hatten im Jahr 2007 in Oldenburg einen ersten China-Roundtable veranstaltet, zu dem wir alle Forschungsinstitute Oldenburgs und alle Wirtschaftsbetriebe mit China-Bezug eingeladen hatten und der mit 40 Teilnehmern gut besucht war. Ein gewisses Grundinteresse an China war also vorhanden. Die Verbindung mit Xi´an entstand im Mai 2007, als uns Vertreter unserer niederländischen Partnerstadt Groningen von ihrer Partnerschaft mit Xi´an erzählten. Ein paar Monate später boten sie uns an, mit ihnen nach Xi´an zu reisen und dort erste Kontakte zu knüpfen.
Im Herbst 2007 und 2009 bat mich Xi´an, auf ihrem Euro-Asia-Economic Forum einen Vortrag zu halten. Danach hat sich die Partnerschaft schnell entwickelt. Im Jahr 2009 hat uns Xi´an zur Teilnahme an der Weltgartenbauausstellung 2011 eingeladen. Wir sagten zu und nahmen unsere Gartenbaufirmen mit, die dort die Flächen bepflanzten. Es war eine gute Gelegenheit für uns, die Region Oldenburg, ein Zentrum des Gartenbaus in Deutschland, zu repräsentieren. Das Gelände ist heute Teil eines neuen grünen Stadtteils von Xi´an.
Welches waren weitere Schwerpunkte des bilateralen Austausches?
Das war hauptsächlich der kulturelle Austausch. Im Jahr 2010 haben wir in Oldenburg ein sechsmonatiges Kulturprogramm veranstaltet, um das zeitgenössische China zu zeigen. Teil davon waren Teezeremonien und eine Kunstausstellung von mehreren chinesischen Künstlern im Stadtmuseum und im Kunstverein, darunter auch bekannte Namen wie Wang Qingsong und Qi Zhilong. Im Jahr 2014 stellte der Oldenburger Zeichner und Grafiker Horst Janssen in Xi´an seine Werke aus.
Weiterhin haben wir einen Schüleraustausch gestartet, der nach wie vor von beiden Seiten gut angenommen wird. Diese Austauschprogramme sind bedeutend. Man kann sich nicht früh genug mit China beschäftigen und China-Kompetenz aufbauen. Im Alten Gymnasium Oldenburg zum Beispiel können die Schüler Chinesisch als Leistungskurs wählen.
Warum brauchen wir China-Kompetenz?
China ist wichtig, China hat für sich viel erreicht, wir müssen zu dem Land ein gutes Verhältnis haben.
Das ist auch gleichzeitig ein Ergebnis unserer Studie Nach China!. Die befragten Vertreter der Städte und Kommunen wissen alle um die Bedeutung Chinas und dass es seit Jahren zu einer geopolitischen Machtverschiebung gekommen ist. Deshalb muss man ein Verhältnis zu dem Land entwickeln – auf welche Art auch immer.