Japan und Südkorea

Kishida und Yoon werfen mit ihrem Nato-Debüt einen Schatten auf den Frieden in Asien

30.06.2022

Die Regierungschefs von Südkorea und Japan haben erstmals in ihrer Geschichte an einem Nato-Gipfeltreffen teilgenommen. Doch ob eine engere Bindung an das Verteidigungsbündnis der richtige Schritt ist, ist zu bezweifeln.


Die Regierungschefs von Südkorea und Japan nehmen am Nato-Gipfeltreffen teil. (Foto von People's Visuell/ VCG)

 

Zum ersten Mal in der Geschichte haben die Staats- und Regierungschefs Japans und Südkoreas an einem Nato-Gipfeltreffen teilgenommen und damit ihr Interesse an der Stärkung eines Sicherheitsbündnisses mit den westlichen Verbündeten der USA bekundet.

 

Die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, dass der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol zusagen werde, in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 ein neues Kooperationsprogramm mit der Nato zu beginnen und eine diplomatische Vertretung bei der Nato in Brüssel zu eröffnen.

 

Der japanische Premierminister Fumio Kishida unterstrich am Sonntag auf dem G7-Gipfel, dass die Gruppe eine geschlossene Front bilden sollte, um zu verhindern, dass andere Länder „die falschen Lehren“ aus der Ukraine-Krise ziehen, was als Andeutung gegenüber China gedeutet wurde, berichtete die Japan Times.

 

Die Nato hatte am Mittwoch ein neues strategisches Konzept für das Bündnis beschlossen. Auf der offiziellen Website der Allianz heißt es, das Dokument definiere Russland als die „bedeutendste und direkteste Bedrohung“ für die Sicherheit der Bündnispartner, spreche aber erstmals auch China an, ebenso die Herausforderungen, die Beijing für die Sicherheit, die Interessen und die Werte der Bündnispartner darstelle.

 

Südkoreanische Politiker mögen glauben, dass eine engere Bindung an die Nato eine größere Abschreckung für Pjöngjang bedeutet, aber Seouls Verteidigungsmaßnahmen werden für Nordkorea unweigerlich eine Provokation darstellen, was weitere Atom- und Raketentests zur Folge haben könnte, was die Spannungen wiederum verschärfen würde, erklärte Da Zhigang, Direktor des Instituts für Nordostasienstudien an der Akademie für Sozialwissenschaften der Provinz Heilongjiang, am Mittwoch der Global Times. Aufgrund der unerfreulichen Kriegsvergangenheit im Zweiten Weltkrieg habe Japan kein großes Vertrauen in die USA, obwohl sie ein Verteidigungsbündnis eingegangen seien, sagte Da. „Daher möchte Japan die Nato nutzen, um seine europäischen Mitglieder in die Lage in Nordostasien hineinzuziehen, um Kosten zu sparen und die Risiken einer Konfrontation mit Russland und China auf mehreren Schultern zu verteilen“, so Da.

 

Dennoch bedeutet die komplexe Verflechtung der Interessen in der internationalen Politik, dass die Wirtschafts- und Sicherheitsordnung innerhalb des von den USA geführten Blocks einen langen Zeitraum der Konvergenz und Koordination benötigt. Japan und Südkorea schienen bei ihrem ersten Auftritt bei der Nato ihre Unabhängigkeit verloren zu haben, und nur sie selbst wissen, ob die beiden asiatischen Staatsoberhäupter nach ihren langen Flügen zur Unterstützung des amerikanischen Präsidenten genügend Respekt erhalten haben. Auf einem der Gruppenfotos der G7-Staats- und Regierungschefs, die im Internet kursieren, wurde der japanische Premierminister von Boris Johnson verdeckt, was bei japanischen Internetnutzern großen Unmut hervorrief.

 

Ein Videoclip wurde von einem Reporter des Korea Herald, Yim Hyun-su, auf Twitter mit den Worten kommentiert: „Wenn jemand, den du für deinen besten Freund hältst, dich auf einer Party nicht wiedererkennt“, wurde der südkoreanische Regierungschef Yoon, der lächelte und mit dem Kopf nickte, von Biden mit einem „Handschlag ohne Blickkontakt“ bedacht. Yims Video ist in Südkorea in aller Munde, und einige bezeichneten es als „erbärmlich.“


Bei der Teilnahme an amerikanisch-geführten Organisationen geht es eher darum, den Interessen Washingtons zu dienen, das seit Langem eine Politik des „America first“ propagiert. Japan und Südkorea sollten sich in ihrer Chinapolitik an das Wesentliche halten. Schließlich sind die drei Länder nicht nur geografisch nahe beieinander, sondern auch wirtschaftlich sehr komplementär. Den USA zu folgen, um China einzudämmen, schadet den Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen von Tokio und Seoul und ist daher nicht klug.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Japan,Südkorea,Kishida,Yoon,Asien,China