Deutschland und China

Rückblick auf ein glänzendes Jahrzehnt des Wirtschaftsaustauschs Exklusiv

13.10.2022

von Dr. Michael Borchmann, Wiesbaden


Anfang dieses Jahres veröffentlichte das deutsche Statistikportal einen Hinweis auf die Bedeutung des Handelsaustauschs zwischen Deutschland und China. Die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen hätten sich seit Jahren kontinuierlich gesteigert. China sei mittlerweile seit sechs Jahren der wichtigste Handelspartner für Deutschland. Im Jahr 2021 seien nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Wert von 245,4 Milliarden Euro zwischen Deutschland und der Volksrepublik China (Exporte und Importe) gehandelt worden. Der Umsatz im Außenhandel mit China sei gegenüber 2020 um 15,1 Prozent gestiegen. Und selbst in Zeiten der Corona-Krise seien die Außenhandelszahlen zwischen Deutschland und China 2020 nicht wie bei anderen Ländern eingebrochen, sondern doch auch noch um 3,5 Prozent gestiegen. Innerhalb von zehn Jahren können wir damit einen außerordentlichen Anstieg des Außenhandelsvolumens feststellen. 


Foto von VCG


Erleichtert wurde dieses Wachstum nicht hauptsächlich, aber unter anderem auch durch einen massiven Ausbau des China-Europa-Güterzugverkehrs, der nach ersten Anfängen 2011 gerade im zurückliegenden Jahrzehnt sich dynamisch entwickelt hat und zu über 15.000 Zügen 2021 führte. Dies steht nicht zuletzt in einem Zusammenhang mit der von China 2013 vorgelegten „Seidenstraßen-Initiative“, nämlich entlang eines Land- und eines Seeweges Infrastruktur zu schaffen und Handelsnetze aufzubauen. Dies fördert nicht nur die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen, sondern erlaubt auch einen Ausbau des Handelsvolumens mit den Ländern entlang der Seidenstraße. Und aus deutscher Sicht sollte ferner nicht vergessen werden, dass den deutschen Städten am Endpunkt der Seidenstraße positive wirtschaftliche Perspektiven vermittelt werden. Zu denken ist dabei namentlich an Duisburg und dessen Hafen. Deren Anbindung an das Schienennetz liefert der von der Kohlekonversion geplagten Region eine deutliche wirtschaftliche Stimulanz. Hiervon zeugen 60 monatlich zwischen dem Hafen Duisburg und China verkehrende Züge im vergangenen Jahr. 


Wie sehr auch generell die deutsche Wirtschaft auf China baut, zeigt sich ferner daran, dass die Höhe der deutschen Direktinvestitionen in China bereits 2020 einen Wert von 89,6 Milliarden Euro erreicht hatte. Aktuell steigen die deutschen Direktinvestitionen in China weiter an, nach Zahlen des chinesischen Handelsministeriums in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres um 21,4 Prozent. Ergänzend berichtete die Deutsche Handelskammer in China, dass 71 Prozent der in China tätigen deutschen Unternehmen weitere Investitionen aufgrund einer weiterhin verbesserten Geschäftstätigkeit in China planten. 


Und obwohl in Berlin zur Zeit manche Akteure in Regierungspositionen sind, die der Strategie der Konfrontation seitens der USA folgen und die Chinakontakte drosseln wollen, setzt die deutsche Wirtschaft weiter auf den Erfolgskurs der zurückliegenden Jahre. Als Beispiel sei eine absolute Schlüsselindustrie in Deutschland genannt, die Automobilindustrie. Nach einer Umfrage  der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) will sie ihr Chinageschäft aus wohlerwogenen Überlegungen ungeachtet unfreundlicher Zwischentöne aus Berlin ausbauen. Denn: Für die großen deutschen Automobilhersteller ist der chinesische Markt überlebenswichtig. Volkswagen, BMW und Mercedes setzen auf dem chinesischen Markt 30 bis 40 Prozent ihrer Fahrzeuge ab.


Neben diesen wirtschaftlichen Fakten möchte ich aber eines nicht unerwähnt lassen: Flankiert wurde die beschriebene überaus positive Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts von einer konstruktiven politischen Begleitung. Mehrere Regierungskonsultationen mit intensivem und umfassendem Austausch beider Seiten fanden in diesem Zeitraum statt. 


Und dann denke ich in diesem Zusammenhang daran, dass Politik kein abstraktes Gebilde ist, sondern dass die maßgeblich von Persönlichkeiten, von Menschen geprägt wird.


Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hat 07. September 2019 in Beijing die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Gespräch getroffen. (Archivbild von Xinhua)


Und die vergangenen zehn Jahre wurden durch zwei Persönlichkeiten geprägt, die der Wirtschaft die idealen Rahmenbedingungen für das Blühen der bilateralen Beziehungen geschaffen haben, nämlich Staatspräsident Xi Jinping und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zwei Persönlichkeiten, die für Offenheit und Multilateralismus stehen. Wie vertrauensvoll der beiderseitige Umgang war, lässt sich vielen Begegnungsbildern entnehmen. Einen Großteil ihrer insgesamt zwölf Chinareisen absolvierte die frühere Bundeskanzlerin seit Beginn der Amtszeit von Xi Jinping als Chinas Staatspräsident. Angela Merkel schätzte die Besuche Chinas und des chinesischen Staatschefs derart, dass manche in Deutschland die Halle des Volkes in Beijing humorvoll als „Frau Merkels Wohnzimmer“ bezeichneten. Auch bei strittigen Themen begegneten sich beide Seiten respektvoll und diskret. Und: Die vormalige Bundeskanzlerin wusste den hohen Stellenwert der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen einzuschätzen, ließ sich regelmäßig bei ihren Chinareisen von großen Wirtschaftsdelegationen begleiten. Wenn Präsident Xi Jinping Angela Merkel vor deren Ausscheiden aus ihrem Amt als „alte Freundin Chinas“ förmlich ehrte, so ist dies eine sensible Würdigung für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.


Der Autor ist Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D. und Beirat der CIIPA des Handelsministeriums der VR China. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Deutschland,China,Jahrzehnt,Wirtschaftsaustausch