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Frage 4-4: Man sagt, die Parole "mit Außenpolitik die Wirtschaft fördern" oder "mit der Wirtschaft die Außenpolitik fördern" kennzeichne die "neue Außenpolitik" Chinas. Wie betrachtet China die Beziehungen zwischen Außenpolitik und Wirtschaft?
Antwort: Eine Besonderheit der heutigen Welt ist die Verwirtschaftlichung der internationalen Politik und gleichzeitig auch die Politisierung der internationalen Wirtschaft. Die Wirtschaftsdiplomatie erfasst diese Besonderheit genau. Darum besteht der neue Gedanke in den auswärtigen Beziehungen Chinas darin, ausgehend von der Gesamtsituation der inländischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, die wechselseitigen Beziehungen von Außenpolitik und Wirtschaft zu fördern.
In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war Chinas Außenpolitik dadurch gekennzeichnet, dass "man mit der Wirtschaft die Außenpolitik förderte", während man heute stärker "mit der Außenpolitik die Wirtschaft fördert". Gegenwärtig zählen zur Begleitung führender chinesischer Staatsmänner bei Staatsbesuchen im Ausland viele Handelsexperten und Wirtschaftsmanager. Bei allen Staatsbesuchen der letzten Zeit wurden stets mehr als zehn wirtschafts- und handelsbezogene Dokumente bzw. Vereinbarungen mit den Gastgeberländern unterzeichnet. Außerdem wurden immer zahlreiche detaillierte Geschäftslisten unterschrieben. Solche Projekte wirtschaftlicher Zusammenarbeit sowie detaillierte Geschäftslisten decken ja nicht nur einen Teil des chinesischen Bedarfs an Energie und Rohstoffen, sondern zugleich haben die betreffenden Länder auch an den Früchten des Wirtschaftswachstums Chinas teil.
Natürlich besteht die Wirtschaftsdiplomatie Chinas bei weitem nicht nur aus Energiediplomatie. Auch Auslandshilfe, Investitionen im Ausland, Kooperationen, Dienstleistungen im Ausland und viele Aspekte regionaler Zusammenarbeit zählen dazu. Die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern ist zu einem wichtigen Faktor der wirtschaftlichen Diplomatie Chinas geworden. China ist weltweit das größte Entwicklungsland. In den Beziehungen zu anderen Entwicklungsländern lassen wir uns nach wie vor von der Überzeugung leiten, dass alle Länder, egal ob groß oder klein, gleichberechtigt sind. Darum respektiert China stets die Interessen anderer Entwicklungsländer und betont die Gleichbehandlung. In der nächsten Zeit wird sich China schwerpunktmäßig jenen Projekten widmen, die mit dem Leben der jeweiligen Bevölkerung in engem Zusammenhang stehen. Weiterhin wird China Erste Hilfe bieten, um Opfer von Naturkatastrophen zu unterstützen, medizinische Betreuungsteams entsenden und die Ausbildung ausländischer Fachleute erweitern. China wird den Außenhandel mit Entwicklungsländern ausbauen, das Problem unausgeglichener Handelsbilanzen lösen und seine Unternehmen anspornen, in Entwicklungsländer zu investieren und mit dortigen Unternehmen zu kooperieren, sich vertraglich zum Bau weiterer Projekte zu verpflichten und den internationalen Markt zu erweitern. Zugleich wird China die multilaterale und regionale Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern weiter vertiefen und sich in internationalen Wirtschafts- und Handelsorganisationen und multilateralen Mechanismen darum bemühen, die Interessen der Entwicklungsländer zu wahren. Durch Austausch und Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen nach dem Win-Win-Prinzip fördert China auch die eigene Entwicklung, indem es die Entwicklung anderer Entwicklungsländer unterstützt.
In der Vergangenheit spielte China mit seiner 5000-jährigen Zivilisation in der Welt eine bedeutende Rolle. Heute spürt die Welt Chinas Einfluss aufgrund seiner schnellen wirtschaftlichen Entwicklung seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik im Jahr 1978, insbesondere seit dem WTO-Beitritt im Jahre 2001. Die Sicherheit und die Entwicklung des Staates sind das grundlegende Ziel, wonach China in der internationalen Gemeinschaft strebt. Die wirtschaftliche Diplomatie ist die logische Folge dieses Bemühens und zählt zur Strategie für die Gesamtentwicklung Chinas.