- Frage 5-1: In seinem Rechenschaftsbericht auf der 5. Tagung des Nationalen Volkskongresses hat Ministerpräsident Wen Jiabao die Entwicklungsidee für die Wirtschaft von "schnell und gut" in "gut und schnell" abgeändert. Was bedeutet diese Änderung?
- Antwort: Ministerpräsident Wen Jiabao hat in seinem Rechenschaftsbericht auf der fünften Tagung des Nationalen Volkskongresses "gut und schnell" als eine Leitlinie für die wirtschaftliche Entwicklung vorgegeben. Im Vergleich zur früheren Formulierung "schnell und gut" wird lediglich die Reihenfolge von "schnell" und "gut" umgekehrt. Trotzdem spiegelt es einen bedeutenden Wandel der Entwicklungsidee der chinesischen Wirtschaft wider. Es demonstriert nicht nur, dass China in seiner wirtschaftlichen Leitlinie der Forderung der wissenschaftlichen Entwicklungsidee mehr Aufmerksamkeit schenkt, es deutet auch darauf hin, dass China mehr Wert auf die Erhöhung der Entwicklungsqualität legt, um das Ziel der umfassend koordinierten und nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft und der Gesellschaft zu erreichen.
- Frage 5-2: In den 27 Jahren zwischen 1978 und 2005 ist die chinesische Wirtschaft jährlich um 9,6 Prozent gewachsen. Damit hat China ein wahres Wirtschaftswunder erlebt. Worin liegt der Grund für dieses rasche Wachstum?
- Antwort: In den vergangenen mehr als 20 Jahren ist die chinesische Wirtschaft jährlich um 9,6 Prozent gewachsen. Im Jahr 2003 hat eine neue Wachstumsrunde begonnen. Die Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft lag 2003 bei 10,0 Prozent, 2004 bei 10,1 Prozent, 2005 bei 10,4 Prozent und 2006 betrug sie 10,7 Prozent. Die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums hat erneut ein Wunder in der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas geschaffen.
- Frage 5-3: In jüngster Zeit verbreiten einige westliche Medien rücksichtslos die Behauptung, dass China inzwischen ein entwickeltes Land geworden sei. Wie betrachtet die chinesische Regierung dieses Thema?
- Antwort: Wir haben bemerkt, dass in jüngster Zeit einige westliche Medien die Behauptung, dass China inzwischen ein entwickeltes Land geworden sei, rücksichtslos verbreiten. Unserer Meinung nach ist ihre Auffassung aber einseitig und nicht zutreffend.
- Frage 5-4: Anfang 2006 hat China sich den Aufbau eines Innovationslandes als ein zukunftsorientiertes und angestrebtes Ziel gesetzt. Wie weit ist China noch vom Stand eines Innovationslandes entfernt?
- Antwort: Seit 1978 hat sich die chinesische Wirtschaft rapide entwickelt. Bei der Reform des technischen Systems sind ebenfalls wichtige Fortschritte erzielt worden. Trotzdem mangelt es dem Land in vielen Bereichen an der Kernwettbewerbsfähigkeit. Zum Beispiel machen die heimischen Personenkraftwagen nur zehn Prozent aller Pkws auf dem inländischen Markt aus. 97 Prozent der Chemikalien sind Nachbildungen und medizinische Geräte werden zum größten Teil importiert. In Hinsicht auf die technische Innovationskraft hat China im Vergleich zu einem Innovationsland noch einen weiten Weg vor sich.
- Frage 5-5: Produkte "Made in China" findet man fast überall in der Welt, und China wird auch als "Fabrik der Welt" bezeichnet. Wie soll man diese Bezeichnung einordnen?
- Antwort: In den vergangenen Jahren hat sich die chinesische Produktionsindustrie sprunghaft entwickelt. Das Gesamtvolumen hat weltweit den vierten Platz belegt. Beim Marktanteil von Farbfernsehern, Waschmaschinen, Kühlschränken, Klimaanlagen, Mikrowellen und Motorrädern liegt China bereits am ersten Platz. Aber wenn man allein wegen der Quantitätszunahme das Land als "Fabrik der Welt" bezeichnet, übertreibt man wirklich.
- Frage 5-6: Wie bekannt wurde, beschäftigt sich China mit der Ausarbeitung eines Antimonopolgesetzes. Wozu wird solch ein Gesetz ausgearbeitet? Was beinhaltet dieses Gesetz?
- Antwort: International wird das Antimonopolgesetz schon immer als "wirtschaftliche Verfassung" bezeichnet. Bisher haben mehr als 80 Länder solch ein Gesetz erlassen. In einigen Ländern ist der Erlaß solch eines Gesetzes auf mehr als hundert Jahre zurückzuführen. Am 24. Juni 2006 legte die chinesische Regierung den Entwurf zum Antimonopolgesetz zum ersten Mal dem Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses zur Überprüfung vor.
- Frage 5-7: Seit einigen Jahren sprechen manche westliche Medien von der sogenannten "Bedrohung durch Chinas Energiebedarf". Beruht diese Behauptung auf irgendeiner Grundlage?
- Antwort: Die "Bedrohung durch Chinas Energiebedarf" entbehrt genauso wie die "Bedrohung durch China" anderer Medien jeder Grundlage. Die Ursachen für den Preisanstieg des Rohöls auf dem internationalen Markt in den vergangenen Jahren liegen in mehreren Bereichen, sowohl in wirtschaftlichen Faktoren wie der Wiederbelebung und dem beschleunigten Wachstum der Weltwirtschaft, als auch in nichtwirtschaftlichen Faktoren wie Kriegen, Naturkatastrophen und Kapitalspekulationen. Es ist völlig grundlos, der Zunahme des Rohölimports in China die Verantwortung für den starken Anstieg des internationalen Rohölpreises zuzuschieben. Dadurch werden die tatsächlichen Ursachen für den Rohölpreisanstieg nur verschleiert. Und es ist schon ein bißchen ironisch, denn als nämlich 2006 der internationale Rohölpreis sank, nahm Chinas Rohölimport trotzdem noch zu. Die Behauptung der westlichen Medien, dass der China-Faktor zum Ölpreisanstieg geführt habe, fiel dadurch wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
- Frage 5-8: Angesichts der immer kritischeren Lage der globalen Energiereserven befasst sich China intensiv mit der Entwicklung und der Verwendung von regenerierbaren und neuen Energien. Wie weit ist China damit vorangekommen?
- Antwort: Zur Überwindung der Energieversorgungsschwierigkeiten und zur nachhaltigen Deckung des Energiebedarfs der wirtschaftlichen Entwicklung legt die chinesische Regierung großen Wert auf die Entwicklung und die Verwendung von regenerierbaren Energien. Nach vielen Jahren großer Anstrengungen finden nun Hydroelektrizität, Faulgas und solarbetriebene Warmwasserbereiter in großem Maße Anwendung. Die Stromerzeugung aus Windkraft und Sonnenenergie sowie die Anwendung von Biobrennstoffen haben sich ebenfalls schnell entwickelt. Der Einsatz von regenerierbaren Energien wächst jährlich um über 25 Prozent. Statistiken zufolge beträgt die installierte Kapazität der Wasserkraftwerke bereits 120.000 Megawatt, ein Viertel der installierten Kapazitäten aller Kraftwerke auf dem chinesischen Festland. Die Gesamtfläche zur solarbetriebenen Warmwasserbereitung beläuft sich gegenwärtig auf 65 Millionen Quadratmeter. Jährlich werden fünf Milliarden Kubikmeter Faulgas verwendet, wovon etwa 14 Millionen ländliche Haushalte profitieren. 650 Megawatt Strom werden aus der Sonnenenergie gewonnen, wodurch der Grundstrombedarf von ungefähr drei Millionen Menschen in mehr als 700 Gemeinden gedeckt wird.
- Frage 5-9: China zählt zu den wenigen Nutzern der Atomenergie in der Welt. Wie weit ist China mit der friedlichen Nutzung der Atomenergie und vor allem mit dem Bau von Atomkraftwerken vorangekommen?
- Antwort: Der Bau von Kernkraftwerken auf dem chinesischen Festland nahm in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts seinen Lauf. Im Dezember 1991 schloss sich das Kernkraftwerk Qinshan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang dem Stromnetz an und begann mit der Stromerzeugung. Damit wurde die Zeit ohne Kernkraftwerke endlich auch auf dem chinesischen Festland beendet. Nach der Entwicklung in den vergangenen mehr als 20 Jahren gibt es nun auf dem chinesischen Festland bereits 19 Atomkraftanlagen, die fertiggestellt sind beziehungsweise sich noch in Bau befinden, und deren gesamte installierte Kapazität cirka 16.000 Megawatt beträgt. Die durch die neun fertiggestellten Atomkraftanlagen erzeugte Elektrizität beträgt 2,3 Prozent der gesamten Stromerzeugung auf dem chinesischen Festland. Sie spielt bereits eine bedeutende Rolle bei der Lockerung der regionalen Stromversorgungsknappheit, bei der Umstrukturierung der Energieversorgung und bei der Verbesserung der Umwelt.
- Frage 5-10: Der Bau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn als einer Plateaueisenbahn war von Anfang an mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Wie hat China diese Schwierigkeiten beseitigt und die höchste und längste Eisenbahnstrecke der Welt gebaut?
- Antwort: Tatsächlich wurde der Weg nach Tibet in der Vergangenheit als ein "Himmelsweg" bezeichnet. Viele Experten vertraten sogar die Ansicht, dass der Bau einer Eisenbahn nach Tibet unmöglich sei. Denn dort gibt es 5.000 Meter hohe Gebirge, bis zu zwölf Kilometer breite Flusstäler und eine über tausend Kilometer lange, mit Eis und Schnee bedeckte Fläche, die die Eisenbahnschienen nicht tragen kann. Und wer kann durch Felsen bei minus 30 Grad Celsius Kälte Tunnel bohren und Schienen verlegen, wenn man nur mit Sauerstoffgeräten arbeiten kann?
- Frage 5-11: China will durch die Umstrukturierung der staatseigenen Betriebe bis zum Jahr 2010 30 bis 50 international wettbewerbsfähige Unternehmen heranbilden. Worin liegen der Schwerpunkt und das Ziel?
- Antwort: Die chinesischen Staatsbetriebe sind der Träger der staatseigenen Wirtschaftssektoren. Die leitende Rolle der staatseigenen Wirtschaftssektoren spiegelt die Stärke der Staatsbetriebe wider. Daher ist die Heranbildung einer Reihe von großen Unternehmen und Unternehmensgruppen mit starker internationaler Wettbewerbsfähigkeit das Hauptziel der Regulierung des staatseigenen Vermögens und der Umstrukturierung der Staatsbetriebe.
- Frage 5-12: Es wird berichtet, dass der Kompromiss von Wal-Mart im Streit um die Gründung von Gewerkschaften in seinen Filialen in China auf den Druck der chinesischen Gewerkschaften und Medien zurückzuführen sei. Entspricht dies der Tatsache?
- Antwort: Von der ersten Bildung einer Gewerkschaft im August 2006 in der Jinjiang-Filiale in Quanzhou, Provinz Fujian, bis zur Gründung der Gewerkschaft im Hauptquartier von Wal-Mart (China) vergingen nur gut drei Monate. Die Realisierung der umfassenden Gewerkschaftsbildung in allen Filialen von Wal-Mart (China) ist sowohl dem starken Willen der Belegschaft als auch den Bemühungen verschiedener Gesellschaftskreisen zu verdanken. Natürlich hat vor allem der Charakter der chinesischen Gewerkschaften dazu geführt, das Wal-Mart seine Position zur Gewerkschaftsbildung änderte.