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Frage 5-7: Seit einigen Jahren sprechen manche westliche Medien von der sogenannten "Bedrohung durch Chinas Energiebedarf". Beruht diese Behauptung auf irgendeiner Grundlage?
Ein Windkraftwerk in der Inneren Mongolei. Die Erschließung von sauberer und regenerierbarer Energie in China hat vielfältige Perspektiven.
Antwort: Die "Bedrohung durch Chinas Energiebedarf" entbehrt genauso wie die "Bedrohung durch China" anderer Medien jeder Grundlage. Die Ursachen für den Preisanstieg des Rohöls auf dem internationalen Markt in den vergangenen Jahren liegen in mehreren Bereichen, sowohl in wirtschaftlichen Faktoren wie der Wiederbelebung und dem beschleunigten Wachstum der Weltwirtschaft, als auch in nichtwirtschaftlichen Faktoren wie Kriegen, Naturkatastrophen und Kapitalspekulationen. Es ist völlig grundlos, der Zunahme des Rohölimports in China die Verantwortung für den starken Anstieg des internationalen Rohölpreises zuzuschieben. Dadurch werden die tatsächlichen Ursachen für den Rohölpreisanstieg nur verschleiert. Und es ist schon ein bißchen ironisch, denn als nämlich 2006 der internationale Rohölpreis sank, nahm Chinas Rohölimport trotzdem noch zu. Die Behauptung der westlichen Medien, dass der China-Faktor zum Ölpreisanstieg geführt habe, fiel dadurch wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
China ist sowohl ein großer Energieverbraucher als auch ein großer Energieproduzent. Die Einfuhren machen nur einen kleinen Anteil des Energieverbrauchs des Landes aus. Bei der Beseitigung der Energieversorgungsschwierigkeiten während der Entwicklung stützt sich China auf seine eigene Kraft. In der Tat liegen der Pro-Kopf-Energieverbrauch und der Energieimport pro Einwohner in China unter dem weltweiten Durchschnitt und bei Weitem unter dem Stand von einigen entwickelten Ländern. In Hinsicht auf den Energiebedarf mangelt es China lediglich an Erdöl und Erdgas, was das Land gewissermaßen importieren muss. 2005 betrugen die Nettoerdöleinfuhren Chinas 136 Millionen Tonnen. Der Pro-Kopf-Import lag somit nur bei 0,1 Tonnen und betrug nur ein Viertel des Weltdurchschnitts. Im gleichen Jahr haben die USA 613 Millionen Tonnen Erdöl eingeführt und deren Pro-Kopf-Import betrug 2,09 Tonnen, das sind 4,5 bzw. 20 mal so viel wie Chinas Gesamtimport bzw. Pro-Kopf-Import. In Ländern wie Japan, Deutschland und Südkorea gibt es fast keine eigene Rohölproduktion, dort werden pro Jahr mindestens 400 Millionen Tonnen Rohöl eingeführt.
Seit der Reform und Öffnung 1978 hat sich die chinesische Wirtschaft rapide entwickelt. Die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern sich ständig. Dementsprechend wächst auch der Energiebedarf kontinuierlich. Angesichts dieser Situation setzt sich die chinesische Regierung einerseits mit allen Kräften für die Erhöhung der Energieproduktion ein, andererseits fördert sie die Reduzierung des Energieverbrauchs. Statistiken zufolge ist Chinas Verbrauch an Primärenergie in dem Zeitraum zwischen 1978 und 2005 jährlich um 5,16 Prozent gewachsen, was die Jahreswachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 9,6 Prozent gewährleistet hat. Chinas Selbstversorgungsrate im Energiebereich liegt ständig über 90 Prozent, gut 20 Prozentpunkte mehr als beim Durchschnitt der OECD-Mitgliedsländer und rund 30 Prozentpunkte über dem Stand der USA.
Chinas Energiestrategie lautet, sich auf die eigene Kraft zu stützen, Einsparung und Erschließung gleichermaßen zu beachten, wobei die Energieeinsparung an erster Stelle liegt, sowie mit dem technischen Fortschritt und dem Einschlagen eines neuen Industrialisierungsweges den Widerspruch zwischen Energieversorgung und Energiebedarf zu überwinden. Auch in Zukunft wird China in der Lage sein, den Energiebedarf hauptsächlich aus eigener Kraft zu decken. Auf der einen Seite verfügt die einheimische Energieversorgung über ein großes Potential. China ist nicht nur reich an Kohle, sein Vorrat an Erdöl und Erdgas ist ebenfalls groß. Und besonders bei der Entwicklung von sauberen und regenerierbaren Energien gibt es ein weites Feld. Aus Wasserkraft sind zum Beispiel 400.000 Megawatt Strom zu gewinnen. Zurzeit finden nur 120.000 Megawatt Anwendung. Aus Windkraftanlagen mit einer Höhe von zehn Meter sind ebenfalls 400.000 Megawatt Strom zu erschließen. Die installierte Kapazität der Windkraftwerke liegt derzeit lediglich bei 1.100 Megawatt. In zwei Drittel der Gesamtfläche Chinas herrscht eine Jahressonnenscheindauer von über 200 Stunden. Darüber hinaus gibt es ein großes Potential bei der Anwendung von Biobrennstoffen. Auf der anderen Seite verfügt China über große Möglichkeiten beim Energiesparen. Verglichen mit dem fortgeschrittenen Stand im Ausland ist die Energieeffizienz in China weit rückständig. Inzwischen hat sich China das Ziel gesetzt, bis 2010 den Energieverbrauch pro BIP-Einheit im Vergleich zum Stand von 2005 um 20 Prozent herabzusetzen, um den Aufbau einer energiesparenden und umweltfreundlichen Gesellschaft voranzutreiben.
Aus globaler Sicht gesehen stellt China eher einen aktiven Faktor für die Wahrung der weltweiten Energiesicherheit dar als eine Bedrohung für die Energiesicherheit. Indem China als ein Entwicklungsland den Energiebedarf von 22 Prozent der Weltbevölkerung aus eigener Kraft gedeckt hat, hat das Land enorme Beiträge zur weltweiten Energiesicherheit geleistet, genauso wie zur Lösung der Ernährungsfrage von 1,3 Milliarden Menschen. Mit einem Wort, China stellte und stellt keine Bedrohung für die Energiesicherheit der Welt dar und wird auch in Zukunft keine solche Bedrohung darstellen.