- Frage 9-1: Zur Zeit beschleunigt sich die Urbanisierung Chinas. Dabei spitzen sich auch einige Widersprüche zu. Was für ein städtisches Entwicklungsmodell wird China wählen? Auf welche Probleme wird man beim Urbanisierungsprozess stoßen?
- Antwort: Mit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik im Jahr 1978 ist China in eine Phase der beschleunigten Urbanisierung eingetreten. Seit 1992 ist die Urbanisierungsrate jährlich um 1,19% gestiegen, das ist das Dreifache des Weltdurchschnitts. Die Statistik weist für China im Jahre 2005 108 Städte mit Einwohnerzahlen zwischen 500 000 und einer Million aus, 75 Städte mit mehr als einer Million, 25 mit mehr als zwei Millionen und 13 mit mehr als vier Millionen Einwohnern. Die Urbanisierungsrate lag bei 42,99%.
- Frage 9-2: Medien berichten, die globalen klimatischen Änderungen würden im laufenden Jahrhundert zunehmen. Wie sieht die gegenwärtige klimatische Situation in China aus? Wird die chinesische Wirtschaft durch Klimakatastrophen beeinträchtigt werden?
- Antwort: Die zunehmende globale Erwärmung ist eine unbestreitbare Tatsache. Die durch hohe Temperaturen verursachten Dürren hängen damit eng zusammen. Die globalen klimatischen Veränderungen haben selbstverständlich auch auf China viele negative Auswirkungen. Nach unvollständigen statistischen Angaben betrugen die durch klimatische und damit zusammenhängende Katastrophen verursachten direkten wirtschaftlichen Schäden jedes Jahr etwa 200 Milliarden bis 300 Milliarden Yuan. Das macht zwischen 2% und 5% des Bruttoinlandsprodukts aus. Im Jahre 2006 kamen in China 2704 Menschen bei Katastrophen ums Leben, die wirtschaftlichen Schäden betrugen ca. 212 Milliarden Yuan. Die schwersten Schäden wurden durch Taifune und starke tropische Stürme verursacht, die direkten wirtschaftlichen Verluste beliefen sich auf 69,9 Milliarden Yuan.
- Frage 9-3: China ist unentwegt bemüht, den inländischen Konsumbedarf zu steigern. leider wurde dieses Ziel noch nicht erreicht. Welche Maßnahmen und Pläne werden ausgearbeitet, um ein soziales Absicherungssystem zu etablieren bzw. zu verbessern?
- Antwort: Das Endziel Chinas bei der Reform und dem Aufbau liegt darin, den ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedarf der Bevölkerung zu decken. Um das Ziel zu erreichen, muss man eine Reihe von Problemen, die die Lebenshaltung des Volkes betreffen, lösen. Gegenwärtig ist es am wichtigsten, ein grundlegendes soziales Absicherungssystem in Bezug auf Altersversorgung, medizinische Betreuung, Bildungswesen und Wohnung zu etablieren und verbessern.
- Frage 9-4: Anders als in den entwickelten Ländern gibt es in China das Problem der Überalterung, bevor die Bevölkerung reich geworden ist. Welche Besonderheiten weist nun die überalterte Gesellschaft Chinas auf?
- Antwort: Nach den international üblichen Kriterien zählt China seit 1999 zu den Staaten mit einer überalterten Bevölkerung. In China gibt es zur Zeit 143 Millionen Senioren mit mehr als 60 Lebensjahren. Das sind 11% der chinesischen Bevölkerung. Bis 2010 werden es 174 Millionen (12,78%) sein. Nach Schätzungen wird die Überalterung vom Jahre 2030 an ihren Höhepunkt erleben.
- Frage 9-5: Ein Pressebericht verglich die Umsiedlung von Millionen Einwohnern am Drei-Schluchten-Staudamm mit dem Umzug eines ganzen Staates. Was hat die chinesische Regierung getan, um dieses Problem zu lösen?
- Antwort: Das Wasserbauprojekt bei den Drei Schluchten war der Wunsch von Chinesen vieler Generationen. Heute ist es das weltweit größte Wasserbauprojekt. Auf dem Projektgebiet gab es Gebäude mit einer Fläche von insgesamt 34 Million qm. Mehr als 1500 Betriebe, über 270 Gemeinden in 20 Bezirken und Kreisen der Provinz Hubei und der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing lagen in den vom entstehenden Stausee überfluteten Gebiet. Insgesamt mussten 1,13 Millionen Menschen umgesiedelt werden. Vom Umsiedlungsbeginn im Jahre 1993 bis zum Jahr 2005 sind etwa 100 000 Menschen jährlich umgezogen. Es ist in der menschlichen Geschichte beispiellos, dass für ein Wasserbauprojekt mehr als eine Million Menschen umsiedeln mussten. Darum wurde der Umzug international als "schwieriges Problem" betrachtet.
- Frage 9-6: Seit einigen Jahren werden in Städten lebenden Landstreicher und Bettler ohne sichere Einnahmequellen nicht mehr in ihre Heimatorte zurückgeschichkt, sondern man gewährt ihnen Hilfe. Wie ist diese geänderte Politik zu erklären?
- Antwort: Die früher in China gängige Vorschrift, Landstreicher und Bettler in Gewahrsam zu nehmen und dann in ihre Heimatorte zurückzuschicken, war eine Folge der Planwirtschaft und eine gemeinnützige Maßnahme. Die in die Städte strömenden Erwerbslosen und Katastrophengeschädigten konnten nicht anders versorgt werden. Lebensunterhalt und die Interessen der Landstreicher und Bettler waren nicht anders zu sichern. Aber mit zunehmender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung entsprachen diese Verwaltungsmethoden nicht mehr den realen Erfordernissen. Hinzu kommt, dass mancherorts vorschriftenwidrig agiert wurde. Die Vorschrift, diese Menschen in ihre Heimatorte zurückzuschicken, entsprach nicht mehr den Notwendigkeiten.
- Frage 9-7: Ausländische Presseagenturen berichten, die chinesische Regierung sei dabei, "die Adoptionspolitik zu ändern und die Adoptionen chinesischer Kinder durch ausländische Familien einzuschränken". Wird China seine Adoptionspolitik ändern?
- Antwort: Im Prinzip hat sich die chinesische Politik in der Frage von Adoptionen nicht geändert. Allerdings wurden einige Regelungen revidiert, um gezielter Familien auszuwählen, die für die Kinder beste Bedingungen bei der Fürsorge und Erziehung bieten. Manche ausländische Medien berichten unverantwortlich und sehr ungenau über Chinas Adoptionspolitik, wodurch Leser, darunter auch Familien, die Kinder adoptieren möchten, in gewissem Grade irregeführt wurden.
- Frage 9-8: In den letzten Jahren gab es manchmal Probleme bei der Nahrungsmittelsicherheit. Wie konnte das passieren? Welche Maßnahmen werden ergriffen, um zuverlässige Nahrungsmittel zu erhalten?
- Antwort: "Das Volk ist die Grundlage eines Staates, Nahrungsmittel sind für das Volk das wichtigste". Seit einigen Dutzend Jahren sorgt man sich um die Nahrungsmittel. Früher war es der Mangel an Nahrungsmitteln, heute ist es die Sicherheit bei Nahrungsmitteln. In den Zeitungen lesen wir häufig Berichte über Probleme der Nahrungsmittelsicherheit, die uns ständig daran erinnern, dass Sicherheit und Nahrungsmittelhygiene alle Menschen angeht und für die Gesundheit der Bevölkerung und die gesellschaftliche Stabilität von großer Bedeutung ist.
- Frage 9-9: Zur Zeit blickt man in aller Welt hoffnungsvoll auf die chinesischen Touristen. Doch leider gibt es seit einigen Jahren immer wieder Zeitungsberichte über das ungesittete Benehmen chinesischer Touristen. Wie sieht man das in China?
- Antwort: In den letzten Jahren wächst die Zahl chinesischer Auslandsreisender und Touristen kontinuierlich. Wenn man ehrlich ist, muss man feststellen, dass es tatsächlich einen kleinen Teil chinesischer Touristen gibt, deren Benehmen im Ausland uns alle beschämt. Manche unserer Touristen achten nicht auf lokale Sitten und Gebräuche, was das Image Chinas als "Land der Höflichkeit und der Güte" verheerend beschädigt. Ein solches Verhalten wird von der in- und ausländischen Öffentlichkeit kritisiert. Dies löst bei den chinesischen Volksmassen heftige Reaktionen aus.