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Frage 9-4: Anders als in den entwickelten Ländern gibt es in China das Problem der Überalterung, bevor die Bevölkerung reich geworden ist. Welche Besonderheiten weist nun die überalterte Gesellschaft Chinas auf?
Senioren aus der Provinz Jiangxi führen den Drachentanz anlässlich des Chongyang-Fests (am 9. Tag des 9. Mondmonats) vor.
Antwort: Nach den international üblichen Kriterien zählt China seit 1999 zu den Staaten mit einer überalterten Bevölkerung. In China gibt es zur Zeit 143 Millionen Senioren mit mehr als 60 Lebensjahren. Das sind 11% der chinesischen Bevölkerung. Bis 2010 werden es 174 Millionen (12,78%) sein. Nach Schätzungen wird die Überalterung vom Jahre 2030 an ihren Höhepunkt erleben.
Die Überalterung stellt ein globales Problem dar, das in China aus folgenden Gründen besonders gravierend ist:
1. Mit seiner absoluten Zahl an Senioren steht China weltweit an erster Stelle. Ältere Chinesen machen 20% aller Senioren der Welt aus. Bis 2050 wird es in China mehr als 400 Millionen Senioren geben.
2. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Chinesen hat sich verlängert; die Folge ist eine zunehmende Überalterung.
3. Als China 1999 in die überalterte Gesellschaft eintrat, betrug das durchschnittliche BIP pro Kopf knapp 1000 US-Dollar, bei den entwickelten Ländern lag es damals zwischen 5000–10000 US-Dollar. Bei einem immer noch relativ niedrigen Wirtschaftsniveau wird die Überalterung China mehrere Probleme bringen, die sich auf die Konsumstruktur, die Gesamtzahl der Arbeitskräfte und die soziale Absicherung auswirken werden. Das macht große Veränderungen notwendig und stellt Staat und Gesellschaft vor nicht einfache Herausforderungen.
4. Die Zahl der Senioren, die allein oder nur mit dem(r) Ehepartner(in) leben, ist stark gestiegen. Mit der Urbanisierung und dem Wandel der Lebensweise wird diese Zahl weiter wachsen.
5. In den ländlichen Gebieten bleibt die Altersvorsorge weiterhin ein großes Problem. Der schneller werdende Urbanisierungsprozess und die zunehmende Wanderung jüngerer Menschen vom Lande in die Städte beschleunigt die Überalterung auf dem Lande. Das wiederum schwächt mehr und mehr die traditionelle familiäre Versorgung der Alten.
Um die mit der Überalterung verbundenen Probleme zu lösen, wird die chinesische Regierung in nächster Zeit die Investitionen in die staatlich finanzierte soziale Absicherung weiter erhöhen; durch verschiedene Kanäle Mittel für den Absicherungsfonds für die Senioren aufbringen; die Absicherungskriterien und -weisen angemessen festlegen; den Aufbau der Einrichtungen vorantreiben, die das Leben der Senioren erleichtern; ein Service-Netzwerk errichten und verbessern, das die Altersversorgung durch Familien und durch die Gesellschaft verbindet; ein soziales Absicherungssystem für Senioren schrittweise einführen, das möglichst viele Senioren aufnimmt und sich kontinuierlich entwickelt, das der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung entspricht und auf andere Absicherungssysteme abgestimmt wird.
Parallel dazu wird die chinesische Regierung die mit Senioren im Zusammenhang stehenden Wirtschaftszweige stärker in die gesamte Planung der volkswirtschaftlichen Entwicklung einbeziehen und in die Liste der vom Staat unterstützten Branchen aufnehmen. Die Unterstützung bezieht sich auf Steuerbegünstigungen, Kreditgewährungen, Kostenreduzierungen und –erlasse, wodurch die sich in der Anfangsphase befindlichen für Senioren wichtigen Wirtschaftszweige tatkräftig gefördert werden. Darüber hinaus werden Selbstständige, private Betriebe und ausländische Unternehmen angespornt und angeleitet, sich mit ihrem nichtstaatlichen Kapital an der Entwicklung der Wirtschaftszweige für Senioren zu beteiligen; gesellschaftliche Kräfte werden ermutigt, in verschiedene Dienstleistungseinrichtungen für die Altersversorgung zu investieren; Produktionsbetriebe werden angeleitet, preiswerte und praktische Produkte in ausreichender Menge herzustellen, die von Senioren benötigt werden.
Zur Zeit wächst die Zahl der Senioren in China jährlich um mehr als 3%. Dies zwingt die Regierung, wirksame Maßnahmen zu treffen, um Seniorenfürsorge mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in Einklang zu bringen und beizutragen, dass die Senioren ebenfalls an den Erfolgen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben. Schließlich lautet ein Entwicklungsziel auch, die Senioren finanziell zu versorgen, medizinisch zu betreuen, sinnvoll zu beschäftigen, kulturell einzubinden und würdig zu unterhalten.