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Frage 9-5: Ein Pressebericht verglich die Umsiedlung von Millionen Einwohnern am Drei-Schluchten-Staudamm mit dem Umzug eines ganzen Staates. Was hat die chinesische Regierung getan, um dieses Problem zu lösen?
Antwort: Das Wasserbauprojekt bei den Drei Schluchten war der Wunsch von Chinesen vieler Generationen. Heute ist es das weltweit größte Wasserbauprojekt. Auf dem Projektgebiet gab es Gebäude mit einer Fläche von insgesamt 34 Million qm. Mehr als 1500 Betriebe, über 270 Gemeinden in 20 Bezirken und Kreisen der Provinz Hubei und der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing lagen in den vom entstehenden Stausee überfluteten Gebiet. Insgesamt mussten 1,13 Millionen Menschen umgesiedelt werden. Vom Umsiedlungsbeginn im Jahre 1993 bis zum Jahr 2005 sind etwa 100 000 Menschen jährlich umgezogen. Es ist in der menschlichen Geschichte beispiellos, dass für ein Wasserbauprojekt mehr als eine Million Menschen umsiedeln mussten. Darum wurde der Umzug international als "schwieriges Problem" betrachtet.
Für die Umsiedlung von über einer Millionen Einwohnern gab es auch in China keine Erfahrungen aus der Vergangenheit. Seit Gründung des Neuen China 1949 wurden insgesamt über 80 000 Stauseen gebaut, weswegen zwar insgesamt etwa 10 Millionen Menschen umgesiedelt wurden, aber niemals waren es so viele bei nur einem Projekt. Die Umsiedler erhielten oft nur einmalige Entschädigungen. Das bedeutete für viele eine Senkung ihres Lebensniveaus, was auch die gesellschaftliche Stabilität in diesen Gebieten in gewissem Maße beeinträchtigte.
Aus diesen früheren Umsiedlungen wurden Lehren gezogen. Den Umsiedlern wurde zugesichert, sie würden "nach dem Umzug schrittweise zu Reichtum gelangen können". Von den staatlich veranschlagten Investitionen in Höhe von 180 Milliarden Yuan für das Drei-Schluchten-Projekt hat die chinesische Regierung mehr als 60 Milliarden Yuan zur Unterbringung der Umsiedler aus den Stauseegebieten eingesetzt. Zudem wurden politische Maßnahmen über "die erschließungsorientierte Umsiedlung" ergriffen, wodurch nicht nur die Verluste der Einwohner durch die Überflutung ausgeglichen, sondern zugleich die Entwicklung der neu errichteten Wohnsiedlungen, Marktflecken, Kreise und Städte angemessen berücksichtigt werden soll. Im Unterschied zu früheren Maßnahmen wurden 125 000 ländliche Bewohner überzeugt, in ländliche Gebiete in den zehn Küstenprovinzen und -städten sowie in andere Teile der Provinz Sichuan umzusiedeln, weil dort die Produktionsbedingungen und die Infrastruktur bereits relativ gut entwickelt sind. Dadurch muss weniger Ödland im Gebiet des Drei-Schluchten-Stausees erschlossen werden und anderes Gelände kann für die Forstwirtschaft genutzt werden. Außerdem verbessert sich die ökologische Situation in der Umgebung des Stausees.
Bis März 2006 wurden bereits 51,5 Milliarden Yuan für die Umsiedler des Drei-Schluchten-Stauseegebiets ausgegeben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 1,1278 Millionen Menschen umgesiedelt und in neue Gebäude auf 42,45 Millionen qm Fläche untergebracht. Mit dem Geld wurden über hundert hoch effiziente ökolandwirtschaftliche Projekte unterstützt, mehr als tausend Industriebetriebe umorganisiert, einige Autobahnen gebaut, Eisenbahn-Bauprojekte gestartet und über zehntausend Hektar Ackerland melioriert.
Im Jahr 1992, also vor Baubeginn des Drei-Schluchten-Projekts, verlangte die chinesische Regierung von den Provinzen, Städten, verschiedenen Ministerien und Kommissionen des Landes, auf alle mögliche Weise die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung im Drei-Schluchten-Stauseegebieten zu unterstützen. Bis Juni 2005 wurden durch diese Unterstützung ca. 21 Milliarden Yuan in die Stauseegebiete investiert. Damit wurden mehr als 2000 Projekte verwirklicht. Besonders zu nennen sind zahlreiche bekannte Betriebe aus den Provinzen Guangdong und Zhejiang sowie aus der Stadt Beijing, die sich dort niederließen. Das hat nicht nur die zügige Durchführung des Drei-Schluchten-Projekts gesichert, sondern förderte auch die lebhafte Entwicklung der Stadt Chongqing und des ganzen Stauseegebietes. Die Lebens- und Wohnverhältnisse der umgesiedelten Bewohner, ihre medizinische Betreuung, ihr Zugang zu Kommunikationseinrichtungen und Einkaufszentren haben sich ebenso verbessert wie die Bildungsmöglichkeiten ihrer Kinder.
Im Mai 2006 hat die chinesische Regierung mit neuen Richtlinien die Unterstützung für umgesiedelte Bewohner verstärkt. Sie will in den ersten 20 Jahren nach der Umsiedlung jährlich eine bestimmte Summe aus den Gewinnen der Stromerzeugung am Drei-Schluchten-Damm als Unterstützung für den Lebensunterhalt der Umgesiedelten bereitstellen. Auf diese Weise sollen die Menschen, die wegen des Drei-Schluchten-Projekts umziehen mussten, auch von der Energiegewinnung direkt profitieren.