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Frage 8-11: Laut Statistik gibt es unter den Neugeborenen eine weitaus größere Zahl von Jungen als Mädchen. Warum ist in China diese Geschlechtsproportion bei Neugeborenen so unausgeglichen?
Antwort: Der zu geringe Anteil weiblicher Neugeborener hat sicher etwas mit der Familienplanung zu tun. Die Familienplanung hat sicher eine seit langem sichtbare Tendenz verstärkt. Es ist aber falsch, anzunehmen, die Familienplanung sei alleinige Ursache der relativ zu hohen Zahl männlicher Neugeborener.
Die Disproportion zwischen den Geschlechtern bei Neugeborenen ist allerdings ein dringlich zu lösendes Problem. Nach der Statistik überwiegen die männlichen Neugeborenen die weiblichen im Verhältnis von 119 zu 100. Normal wäre ein Verhältnis von 106 zu 100. Für diese Tatsache gibt es viele Gründe. Zum einen ist China ein Land mit langer feudalistischer Vergangenheit. Seit Tausenden von Jahren gilt es bei Chinesen, besonders bei den Bauern, als Pflicht, die Ahnenreihe durch die Söhne fortzusetzen. Zugleich waren Söhne die einzig wirksame Altersvorsorge. Daher ist der Glaube, Jungen seien wichtiger und wertvoller als Mädchen, in vielen Gebieten fest verwurzelt. Zum anderen ist China ein großes Agrarland. Da das Entwicklungsniveau der Produktivkräfte auf dem Lande nicht sehr hoch ist, das Versicherungssystem dort noch nicht durchgesetzt wurde, brauchen die Familien in den Dörfern noch immer Arbeitskräfte. Männer haben da bestimmte Vorteile. Hinzu kommt nun, dass die Menschen durch Ultraschall oder andere Techniken das Geschlecht des Embryos erfahren können. Folglich kann man die Schwangerschaft unterbrechen, wenn man mit dem Geschlecht des Embryos nicht zufrieden ist. Das sind Folgen der Entwicklung von Wissenschaft und Technik und auch des Missbrauchs von Ultraschall. Das alles hat zum Ungleichgewicht im Verhältnis männlicher zu weiblichen Neugeborenen im Lande geführt.
Einiges wird nun unternommen, um das Proportionsproblem zu lösen. Es wird die soziale Gleichstellung von Jungen und Mädchen in der Gesellschaft stärker propagiert, um die latent noch vorhandene Diskriminierung von Mädchen zu beseitigen. Außerdem werden das soziale Versicherungssystem und das neue medizinische Behandlungssystem auf dem Lande verbessert. Ehepaare, die aufgrund der Familienplanung nur ein Kind oder zwei Mädchen haben, und ein Alter von 60 Jahren erreicht haben, erhalten pro Kopf mindestens 600 Yuan jährlich als Altersunterstützung. Die Lebensqualität von Familien, die nur Mädchen haben, soll nicht geringer als die anderer Familien sein.
Außerdem wird künftig die illegale Geschlechtsfeststellung bei Embryos und Schwangerschaftsabbruch ohne medizinische Notwendigkeit streng bestraft, um das Geschlechtsgleichgewicht bei den Neugeborenen zu sichern. Dafür hat der Ständige Ausschuss des Chinesischen Nationalen Volkskongresses zum Strafgesetz folgende Bestimmung hinzugefügt: "Wer entgegen der staatlichen Vorschrift Geschlechtsbestimmungen bei Embryos aus nichtmedizinischen Gründen vornimmt und damit einen Schwangerschaftsabbruch verursacht, wird je nach den Umständen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen."
Auch in anderen Ländern des östlichen Kulturkreises gibt es das Problem des Ungleichgewichts der Geschlechter, obwohl dort keine strenge Familienplanung durchgeführt wurde. Es ist relativ schwer, dieses Problem zu lösen. China plant, in 10 bis 15 Jahren Abschied von der Tradition nehmen zu können, Söhne vor allem für die Altersversorgung zu wünschen. Illegale Geschlechtsbestimmungen bei Embryos sind grundsätzlich zu verbieten, um normale Proportionen zwischen weiblichen und männlichen Neugeborenen in China herbeizuführen.