Frage 6-3: Manche ausländische Investoren bemängeln, dass China nur langsam seinen Telekommunikationssektor nach außen öffnet. Der Kuchen des chinesischen Telekommunikationsmarktes lässt sich nur schwer aufteilen. Worin liegen die Ursachen dafür?

Eine Tibeterin telefoniert vor ihrer Jurte mit einem Handy. Die riesigen Möglichkeiten des chinesischen Telekommunikationsmarktes sind nicht zu übersehen.

Antwort: Diese Kritik entspricht nicht den Tatsachen. Bereits am 11. Dezember 2004 erlaubte China gemäß seiner Versprechen, dass ausländische Firmen in Form von Joint-Ventures in den grundlegenden Telekommunikationsmarkt in Beijing, Shanghai und Guangzhou einzutreten. In der Tat haben drei Telekommunikationsunternehmen aus Großbritannien, den USA und Südkorea drei Joint-Ventures in China gegründet. Die ersten zwei entwickelten sich jedoch nicht zufriedenstellend, weil sie auf verschiedene Managementprobleme gestoßen sind.

Telekommunikation steht im Zusammenhang mit der Souveränität, der Internet- sowie der Informationssicherheit. Die meisten Entwicklungsländer verhalten sich eher vorsichtig, wenn sie den Telekommunikationsmarkt öffnen. Mehrere Faktoren beeinflussen den Zutritt ausländischer Telekommunikationsunternehmen auf den chinesischen Markt. China hat zwar seit den 80er Jahren mit den Reformen in der Telekommunikationsbranche begonnen, aber ein vollständiges Verwaltungssystem ist bis heute noch nicht ausgearbeitet worden. Es gibt noch Verbesserungsbedarf hinsichtlich der rechtzeitigen Bekanntgabe der Informationen über Telekommunikationsanlagen, den Vorschriften sowie den Normen und Standards. In Chinas Versprechen über die Öffnung der Telekommunikation sind keine detaillierten juristischen Regeln und Bestimmungen zu finden, wie dies bei anderen Ländern der Fall ist. Die Bedingungen für die Verteilung der Betriebslizenzen sind noch nicht klar festgelegt. Der Begriff der mehrwertigen Telekommunikationsdienstleistung ist nicht klar definiert. All dies breitet gewisse Sorgen unter den ausländischen Telekommunikationsanbietern. Sie fürchten ein großes Risiko. Daher wagen es die ausländischen Investoren nicht, den Kuchen des chinesischen Telekommunikationsmarktes leichtsinnig aufzuteilen.

Trotz aller unbestimmten Faktoren kann niemand die großen Chancen auf dem chinesischen Telekommunikationsmarkt übersehen. Es gibt zwar einen Stillstand beim Eintritt in den grundlegenden Telekommunikationsmarkt, aber die Vorbereitungen der ausländischen Investoren laufen auf Hochtouren. Sie haben nie ihre Planungen für einen Eintritt eingestellt. Heute beteiligen sich einige ausländische Investoren an dem grundlegenden Telekommunikationsgeschäft, indem sie Aktien einiger im Ausland notierter chinesischer Telekommunikationsanbieter kaufen. Die Firma Vodafone beispielsweise besitzt Aktien von China Mobile. Unter den Aktionären der China Telecom und der China Netcom (CNC) befinden sich ebenfalls ausländische Investoren. Im Juni 2006 hat die südkoreanische Firma SK mit einer Milliarde US-Dollar die im Jahr 2009 fälligen transferierbaren Aktien der China Unicom gekauft. Damit beteiligt sich die SK an dem CDMA- und Auslandsroaming-Geschäft der China Unicom. Bis September 2006 haben die zuständigen chinesischen Behörden 29 offizielle Anträge für Investitionen ausländischen Kapitals in die Mehrwertdienstleistung der Telekommunikation erhalten. 14 davon wurden genehmigt, fünf davon haben die Betriebslizenz erhalten. Es gibt jedoch noch keinen Antrag auf Voice- oder Datengeschäfte.

In den kommenden vier Jahren soll sich die Anzahl der Telefonkunden in China auf eine Milliarde erhöhen. Die Zahl der Internet-Kunden soll auf 200 Millionen steigen. Damit holt China die USA ein und wird zu dem größten Informations-, Kommunikations- und IT-Markt der Welt. Wie versprochen wird China Ende 2007 seinen Markt für Mobiltelefon, Daten, Festnetz und internationale Verbindungen öffnen. Allerdings werden Beschränkungen für den Zutritt in bestimmte Regionen erhoben. Ausländische Investoren können bis zu 49 Prozent der Aktien erlangen. Dies bedeutet mehr Chancen für die internationalen Telekommunikationsanbieter auf dem chinesischen Markt.